Grosse angelsächsische Investoren haben den Bär-Chefs eine Klatsche verabreicht. Unter der Federführung von ISS, einem der einflussreichsten amerikanischen Stimmrechtsberater für institutionelle Anleger, hat die Generalversammlung der Privatbank Julius Bär am Mittwoch den Vergütungsbericht abgelehnt. 63,9 Prozent der Aktionäre lehnten den Bericht ab. «Das ist nicht politisch, es hat nichts mit der Abzocker-Initiative und Minder zu tun», sagt Banksprecher Jan Vonder Muehll gegenüber der «Nordwestschweiz».
Kritisiert wurde von den Nein-Sagern die Methodik zur Berechnung der Höhe der Vergütungen. Die Vergütung für die Geschäftsleitung beziffert der Geschäftsbericht auf insgesamt 15,2 Millionen Franken. Darin enthalten ist eine Prämie von 1,95 Millionen für die Integration des Vermögensverwaltungsgeschäft ausserhalb den USA von Merill Lynch. Julius-Bär-Chef Boris Collardi erhielt 0,8 Millionen Franken Integrationsprämie und kommt damit auf einen Gesamtlohn von 6,7 Millionen Franken.
Millionengehälter für CEO und Verwaltungsrat
Die Tätigkeit im Verwaltungsrat liess sich der im Frühling 2012 gewählte Präsident Daniel Sauter mit rund einer Million Franken entgelten. Insgesamt bezogen die acht Verwaltungsräte des Finanzkonzerns 2,9 Millionen Franken.
Sauer aufgestossen ist den Aktionären, dass die variable Vergütung nach oben offen ist und dass die Integrationsprämie für die Übernahme des Wealth-Management von Merrill Lynch vom Vergütungsausschuss so festgelegt werden konnte, wie er es wollte und ohne es öffentlich zu machen. Auch die Bedingungen für die Abgangsentschädigungen seien nicht öffentlich, kritisieren die Aktionäre. Die Aktien, die das Management als Bonus bekommt, würden zudem zu rasch ausgehändigt, eine erste Tranche gibt es bereits nach einem Jahr.
Für die Bank sei die Ablehnung nicht überraschend gekommen, sagt Vonder Muehll. Man habe bereits im Vorfeld der GV mit den Parteien den Kontakt gesucht.
Keine rechtlichen Folgen
Da die Abstimmung konsultativ ist, entstehen für die Bank aus dem Nein keine rechtlichen Verpflichtungen, an der Vergütung etwas zu ändern. «Wir nehmen die Kritik aber ernst und werden den Bericht auf die nächste GV anpassen, so dass er genehmigt wird», so vonder Muehll.
Am härtesten trifft die Klatsche die Mitglieder des Vergütungsausschusses. Das sind Gareth Penny, Vorsitzender des Auschusses, Heinrich Baumann, Management-Berater sowie ehemals UBS- und HSBC-Banker und Leonard Fischer, ehemals Winterthur-CEO und heute Chef bei RHJ International FA. Die Mitglieder des Ausschusses verursachten das Debakel nicht im Alleingang, viel mehr haben sie noch zahlreiche externe Berater hinzugezogen. Wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist, waren das Towers Watson and McLagan Group Human Resources und Stern Stewart & Co.