Überschwänglich feierte der alte Kriegslöwe Winston Churchill seine neue Königin. Als er 1952 im Radio «das zweite elisabethanische Zeitalter» ausrief, bezog sich der Sieger über Nazi-Deutschland auf Elizabeth I., die im 16. Jahrhundert Spaniens Seemacht gebrochen hatte und den Weg Englands zum weltumspannenden Empire ebnete. Ebenjenes Empire, das Churchill noch möglichst lange zu bewahren hoffte.
Der aktuellen Premierministerin Liz Truss dagegen wird es nicht im Traum einfallen, je von einem «dritten charlesianischen Zeitalter» zu sprechen. Die beiden Namensvorgänger des neuen Königs Charles III. waren zwei ausserordentlich illustre Figuren auf Englands Thron. Charles I. (1600–1649) nimmt seinen Platz in der Geschichte als einziger englischer König ein, der je vom eigenen Volk hingerichtet wurde.
Im festen Glauben an sein Gottesgnadentum und im ständigen Steuerstreit löste Charles I. mehrfach das Parlament auf, was 1642 und 1648 zu zwei Bürgerkriegen führte, die er beide verlor. Schliesslich kam die von Oliver Cromwell angeführte Parlamentspartei zum Schluss, dass Charles I. unbelehrbar sei und für sie eine stete Gefahr darstellen würde.
Am 26. Januar 1649 verurteilte der High Court nach einem Schauprozess den König zum Tod, vier Tage später wurde er in London vor grosser Menschenmenge geköpft. Wie es den Königsmördern anschliessend erging, hat Erfolgsautor Robert Harris in seinem jüngsten historischen Roman «Act of Oblivion» anschaulich nacherzählt.
Der «fröhliche» Charles II.: Nach dem Exil zurück auf den Thron
Wesentlich populärer als sein Vater war dann Charles II. (1630–1685), der 1660 nach Cromwells Diktatur in England die Monarchie restaurierte, obschon er zuvor von den Puritanern ins Exil gejagt worden war. Wegen seiner Lebenslust – er soll zwölf uneheliche Kinder gezeugt haben, aber keinen offiziellen Thronfolger – sowie seiner Liebe zur Kunst und den Wissenschaften ging er als «Merry King», als der fröhliche König, in die Geschichte ein.
Nur Freude verbreitete aber auch seine Regentschaft nicht. Die grosse Pest 1665 und das grosse Feuer von London 1666 wurden als die grössten Katastrophen des Zeitalters angesehen. Zudem erlitt er im zweiten Krieg mit Holland eine der grössten englischen Militärblamagen aller Zeiten, als die holländische Flotte fast unbehindert in die Themse und den Medway vordrang, dort das britische Flaggschiff «Royal Charles» kaperte und in Ruhe wieder davon segelte.
Wie Charles I. im Dauerstreit mit dem Parlament liegend, löste er dieses, ebenfalls in bester Tradition seines Vaters, schliesslich 1681 auf und regierte bis zu seinem Tod absolut. Was man sich trotz seines Namens bei Charles III. nun wirklich nicht mehr vorstellen kann.