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Kanton Solothurn

Freigiebigkeit lohnt sich offenbar: Die Grünen verschenken bei den Kantonsratswahlen im Kanton Solothurn viele Stimmen, bekommen aber noch viel mehr zurück. Und vor allem: Ihre Frontfrau, Iris Schelbert, ist Panaschierkönigin.

So stammen von total 1,3 Millionen abgegebenen Stimmen immerhin 16,5 Prozent von parteifremden Wahlzetteln (9,5 Prozent) oder von Wahlzetteln ohne Parteibezeichnung (7 Prozent). Vor vier Jahren gingen fünf Prozent der Stimmen aufs Konto von Wahlzetteln ohne Parteibezeichnung, und acht Prozent der Stimmen wurden durch Panaschieren abgegeben.

Mitte unterstützt sich gegenseitig

Am panaschierfreudigsten, und zwar gemessen am Total der Parteistimmen, zeigten sich von den etablierten Parteien klar die Grünen. Die «verschenkten» 10817 Stimmen entsprechen 13 Prozent der Gesamtstimmen. Sie erhielten im Gegenzug aber von anderen Parteien ganze 16032 Stimmen (19 Prozent der Parteistimmen) und erweisen sich damit als eigentliche Panaschiergewinner.

Allein von der SP erhalten die Grünen 8532 Stimmen. Die Sozialdemokraten ihrerseits profitieren indes im Gegenzug «nur» von 6091 grünen Stimmen. Die zweite Panaschiergewinnerin ist die FdP. Sie gibt zwar mit 26171 total am meisten Stimmen ab, verbucht aber mit 30816 auch die höchste Fremdstimmenzahl. Sie holte dabei den Löwenanteil von der CVP und der SVP, die der FdP je etwa 10000 Stimmen schenken.

Die FdP selber zeigt sich dann allerdings gegenüber der CVP bedeutend grosszügiger als gegenüber der SVP. Während erstere nämlich ebenfalls rund 10000 Stimmen erhält, muss sich Letztere mit der Hälfte zufrieden geben.

Freigebiger zeigt sich die FdP selbst gegenüber der SP, die von der FdP über 6000 Stimmen bekommt. Die FdP erweist sich damit klar als eine Partei der Mitte. In etwa ausgeglichen präsentiert sich die Panaschierbilanz bei der CVP und der SP.

Die Christdemokraten geben dabei etwas mehr Stimmen ab, als sie erhalten, die Bilanz der Sozialdemokraten ist demgegenüber leicht positiv. Bei der CVP fällt auf, dass der grösste Teil der abgegebenen Stimmen auf die FdP entfällt, nämlich über 10000, etwas mehr als sie von den Freisinnigen erhält. Die beiden Mitteparteien unterstützten sich aber etwa in gleichem Masse.

Von der SP gehen im Übrigen ebenfalls etwa gleich viele Stimmen an die CVP wie von dieser an die SP, etwa rund 5000. Ganz anders präsentiert sich die Situation bei der SVP: Sie gibt mit 17235 Stimmen und einem Anteil von sieben Prozent der total erzielten Parteistimmen am wenigsten an andere ab.

Das SVP-Parteivolk zeichnet sich damit – im Vergleich zu allen anderen Parteien – durch die höchste Parteidisziplin aus. Umgekehrt erhält die Volkspartei auch am wenigsten Sukkurs durch andere Parteien und muss sich mit einem Fremdstimmenanteil von 4 Prozent begnügen. Von den 10340 erhaltenen Stimmen steuern allein die Freisinnigen 5625 Stimmen bei.

Die GLP flirtet mit der SP

Die enge Verbindung der Grünliberalen und der CVP, die bei den Wahlen eine Listenverbindung eingegangen sind und in der kommenden Legislatur eine Fraktionsgemeinschaft bilden, findet in der Panaschierstatistik keinen klaren Widerhall.

So wandern mit 2881 am meisten grünliberale Stimmen an die Sozialdemokraten. Und auch die FdP, die sich in den letzten Tagen vergeblich bemüht hat, die GLP ins Boot zu holen, bekommt mit 2615 grünliberalen Fremdstimmen klar mehr als die CVP, die lediglich 2126 Stimmen von der GLP erhält.

Vor der CVP liegen noch die Grünen mit 2247 Stimmen. Auffallend ist, dass die Grünliberalen sehr viele Stimmen an andere Parteien verlieren, nämlich 10873 Stimmen, was einem Anteil von 22 Prozent an den Parteistimmen entspricht.

Umgekehrt kommen mit 7787 Stimmen, welche die Grünliberalen von anderen Parteien erhalten, immerhin 17 Prozent wieder zurück. Und auch hier zeigt sich: Die Fremdstimmen kommen zuallererst von der SP (2130), gefolgt von der FdP (1910), und erst an dritter Stelle liegt die CVP, die der GLP 1706 Stimmen geschenkt hat.

FdP schenkt Zanetti 711 Stimmen

Am meisten Fremdstimmen in absoluten Zahlen holte Iris Schelbert (Grüne, Olten). Von ihren total 4552 Stimmen hat sie ganze 1984 Stimmen, und damit einen Anteil von 43 Prozent, anderen Parteien zu verdanken. Schelbert scheint sich dabei längst nicht nur im linken Lager grosser Beliebtheit zu erfreuen, sondern ist auch weit in bürgerliche Kreise hinein akzeptiert.

Der von allen Kantonsräten mit 8089 Stimmen am besten gewählte Roberto Zanetti (SP, Zuchwil) liegt mit total 1878 Fremdstimmen an zweiter Stelle.

Nimmt man den Anteil am Total der von ihm erzielten Stimmen zum Massstab, liegt er mit 23,2 Prozent allerdings einige Plätze weiter hinten. Auffallend ist bei Sozialdemokrat Zanetti insbesondere, dass er über ein Drittel der Fremdstimmen den Freisinnigen zu verdanken hat, nämlich 711 Stimmen. (mz/mz/esf/sff/fhe)