
Die Zahlen sind schockierend: Durchschnittlich beinahe 60 Fälle von häuslicher Gewalt pro Tag registrierten die Strafbehörden im vergangenen Jahr. 21'127 entsprechende Straftaten wurden gemeldet oder aufgedeckt. Das sind rund 6 Prozent mehr als noch im Vorjahr.
Auch die Zahl der Femizide ist laut Beobachtern gestiegen. Das Rechercheprojekt Stop Femizid zählt für das laufende Jahr über 20 Tötungen von Frauen. Dabei sind die neuesten Fälle gar noch nicht gelistet. «Mehr als die Hälfte aller Tötungsdelikte in der Schweiz finden im häuslichen Umfeld statt», heisst es in einer Mitteilung des Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann. In der absolut überwiegenden Mehrheit der Fälle sind Frauen die Opfer von Gewalttaten und Tötungsdelikten.
Nun lancieren der Bund und mehrere Partner die «erste nationale Präventionskampagne». Diese trägt den Titel «Gleichstellung verhindert Gewalt». In einer ersten Phase will sie Betroffene «ermutigen, Hilfe in Anspruch zu nehmen» und dafür «sensibilisieren, wo Gewalt beginnt». Auf den Plakaten sind bedrohlich wirkende und verschwommene Paarbilder zu sehen. Darauf prangen Slogans wie «Du sagst Nein. Er hört Ja.» oder «Ein Blick genügt. Und du schweigst.» Aber auch: «Die Witze gehen auf deine Kosten. Immer.» Auch so beginne Gewalt.
Auch potenzielle Täter werden angesprochen
Die Kampagne sei auf mehrere Jahre angelegt, heisst es in der Mitteilung. In einer zweiten Phase ziele sie auf das Umfeld von Betroffenen und Tätern, und in einer dritten Phase richte sie sich an (potenzielle) Tatpersonen. Dabei soll auch die Meldehotline 142 bekannt gemacht werden. Allerdings ist diese Nummer erst im kommenden Mai in Betrieb.
Die Kampagne erscheint in den vier Landessprachen. Aber nicht nur. Sie wird auch in den häufigsten weiteren Sprachen in der Schweiz publiziert. Das sind Englisch, Spanisch, Portugiesisch und Albanisch. Auch in leichter Sprache sind die Informationen und Flyer abrufbar. Hinter der Kampagne stehen Bund, Kantone, Städte und diverse Organisationen.

