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Libyen

Kämpfe in Libyen empören UN-Sonderberaterin

Die UN-Sonderberaterin für Libyen hat sich "empört" gezeigt über den neuen Ausbruch der Gewalt in dem Bürgerkriegsland. Dabei seien Frauen und Kinder bei einer Hochzeitsfeier getötet und verletzt worden, schrieb Stephanie Williams am Freitagabend bei Twitter. "Diese Kämpfe müssen aufhören!" Der willkürliche Waffeneinsatz in stark bewohnten, städtischen Gegenden ohne Schutz von Zivilisten sei ein schwerer Verstoss gegen humanitäres Völkerrecht, erklärte Williams.
Bild: Keystone/dpa/Khaled Nasraoui

In Libyens Hauptstadt Tripolis kam es am Donnerstagabend und Freitag erstmals seit rund zwei Jahren wieder zu grösseren Gefechten. Dabei wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums mindestens 16 Menschen getötet und mehr als 50 verletzt. Unter den Todesopfern waren dem Sprecher der örtlichen Rettungsdienste zufolge mindestens sechs Zivilisten.

Es handelt sich um die schwersten Gefechte seit dem Sommer 2020 und den ersten grösseren Bruch der landesweiten Waffenruhe in Libyen seit Inkrafttreten im Oktober desselben Jahres.

Am Samstag war die Lage in Tripolis zunächst ruhig. Auch der vorübergehend eingestellte Luftverkehr am Flughafen wurde dort wieder aufgenommen.

In der Küstenstadt Misrata kam es auch am Samstag vorübergehend zu Gefechten, darunter mit Ex-Innenminister Fathi Baschagha verbündete Milizen. Diesen hatte das Parlament im Osten in einem umstrittenen Schritt zum Regierungschef des Landes gewählt. Zugleich beansprucht Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba im Land die Macht, der sein Amt eigentlich nach einer Wahl im Dezember hätte abgeben sollen. Die Wahl platzte - ob und wann sie nachgeholt wird, ist unklar.

Das ölreiche Land in Nordafrika ist nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 in einen Bürgerkrieg versunken. Bis heute ringen dabei zahlreiche Milizen und politische Lager um Macht und Einfluss. Mehrere ausländische Staaten, darunter die Türkei und Russland, sind an dem Konflikt beteiligt. Alle Initiativen, den Konflikt beizulegen, blieben bisher erfolglos.

Leidtragende sind vor allem die Libyer. 1,3 Millionen Menschen sind nach UN-Angaben auf humanitäre Hilfe angewiesen. Viele Familien haben keinen oder nur sehr schlechten Zugang zu mediznischer Versorgung, Lebensmitteln, Trinkwasser oder Bildung. Die Arbeitslosenquote liegt laut Weltbank bei rund 20 Prozent, bei jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren sogar bei schätzungsweise 50 Prozent. (sda/dpa)