Knapp 65 Prozent der Wählerinnen und Wähler gaben an, für Josipovic gestimmt zu haben, wie die kroatischen Fernsehsender Nova TV und RTL berichteten. Gut 35 Prozent hatten für seinen Herausforderer Milan Bandic gestimmt, den langjährigen Bürgermeister der kroatischen Hauptstadt Zagreb.
Schon im ersten Wahlgang vor zwei Wochen waren die Nachwahlbefragungen dem Endergebnis äusserst nahe gekommen. Das aus den Anfängen der kroatischen Demokratie stammende Wahlgesetz erlaubt die Bekanntgabe von Ergebnissen erst nach Mitternacht.
"Wir brauchen nicht auf die offiziellen Resultate zu warten, denn nach diesen Prognosen kann man sagen, dass Josipovic neuer Präsident ist", sagte der SDP-Abgeordnete Nenad Stazic.
"Die Wahl ist gelaufen", jubelten nach Bekanntgaben der Prognosen auch andere sozialdemokratische Politiker. In seiner Stadt werde bis in den frühen Morgen der Wahlsieg von Josipovic gefeiert, kündigte der Bürgermeister der Hafenstadt Rijeka, Vojko Obersnel, an.
Erstmals seit langer Zeit haben damit die oppositionellen Sozialdemokraten wieder eine wichtige Wahl in Kroatien gewonnen. Josipovic folgt dem bis Februar amtierenden Präsidenten Stjepan Mesic von der konservativen HDZ. Er durfte nach zwei Amtszeiten nicht mehr zur Wahl antreten.
Das Staatsoberhaupt Kroatiens verfügt über begrenzte Zuständigkeiten im Bereich der Aussenpolitik, der Verteidigung und der Geheimdienste, hat aber in Fragen der Wirtschaft wenig zu sagen.
Josipovic hatte im Wahlkampf ankündigt, vor allem die Korruption im Land zu bekämpfen. Es müsse faire Chancen für jeden geben, von seiner ehrlichen Arbeit zu leben. Josipovic, im Wahlkampf oft als farblos und unauffällig kritisiert, punktet selbst bei seinen politischen Gegnern mit Solidität, Fachwissen und Willensstärke.