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Armee

Mitholz: Bundesrat beantragt 2,6 Milliarden Franken für Räumung

Die Sanierung des ehemaligen Munitionslagers Mitholz geht ins Geld. Der Bundesrat beantragt dafür einen Kredit von rund 2,6 Milliarden Franken. Die Arbeiten im Kandertal sollen 25 Jahre dauern.

Der Bund schätzt, dass sich noch 3500 Bruttotonnen Munition im ehemaligen Munitionslager Mitholz befinden.
Bild: Keystone

Vor rund zwei Jahren hat der Bundesrat entschieden, die Munitionsrückstände aus dem 1947 explodierten Munitionsdepot Mitholz im bernischen Kandergrund definitiv zu räumen . Seitdem hat der Bund die Planung vorangetrieben und die Eckwerte für die Räumungsarbeiten festgelegt.

Nun beantragt die Landesregierung für die Beseitigung der Altlasten einen Verpflichtungskredit von 2,59 Milliarden Franken. Sie hat am Mittwoch die entsprechende Botschaft dazu verabschiedet, wie das Verteidigungsdepartement (VBS) mitteilt.

Mit diesem Kredit will der Bund «Umweltgefahren durch Schadstoffe wie Sprengstoff, Schwermetalle und Brandrückstände der Munition beseitigen und nicht späteren Generationen überlassen», wie Bundesrätin Viola Amherd vor den Medien in Bern sagte. Sie sprach dabei von einem «Herkulesprojekt».

Ein Projekt mit Unsicherheiten

Der Kredit besteht aus zwei Tranchen. Die erste in Höhe von rund 1 Milliarde umfasst Voraus- und Schutzmassnahmen sowie die Vorbereitung der Räumung. Die zweite Tranche von 740 Millionen ist für die eigentliche Entsorgung der Munitionsrückstände vorgesehen sowie die Instandsetzung des Geländes und die Wiederbesiedlung von Mitholz.

Schliesslich sind 760 Millionen als Reserven für die Teuerung und allgemeine Projektrisiken veranschlagt. Das VBS hebt hervor, dass weiterhin gewisse Unsicherheiten bestehen, etwa «zum Zustand sowie zur Menge der Munitionsrückstände und den anspruchsvollen geologischen und hydrologischen Verhältnissen».

Laut Verteidigungsministerin Viola Amherd hat der Verpflichtungskredit keine Auswirkungen auf den Finanzplan des Bundes. Lediglich 300 Millionen des Gesamtbetrages von 2,59 Milliarden seien schuldenbremsenwirksam. «Der Rest wird durch bereits getätigte Rückstellungen finanziert.»

Gemäss dem Verteidigungsdepartement hat eine externe Überprüfung die Kostenplanung bestätigt. Bereits im August hat der Bundesrat die Kosten der Räumung in einer ersten Schätzung auf bis zu 2,5 Milliarden beziffert. 2020 ging das VBS noch von Kosten von rund einer Milliarde aus. Diese fallen inzwischen um eineinhalb Milliarden höher aus.

Erste Bewohner müssen ihre Häuser ab 2025 verlassen

Nebst der Räumung der Munitionsrückstände plant der Bund auch den Bau eines Schutztunnels für die Nationalstrasse. Darüber hinaus sind Massnahmen vorgesehen, um die Infrastruktur vor Lawinen, Hochwasser, Murgängen oder Steinschlag zu schützen. Diese sollen nach Angaben des VBS auch nach Abschluss der Räumungsarbeiten bestehen bleiben.

Im März hatte der Bund die Perimeter definiert, die geräumt und während den Sanierungsarbeiten nur noch unter Auflagen betreten werden dürfen. Die betroffene Bevölkerung, die Kantone Bern und Wallis und die Gemeinden hätten die Planung des Bundes seitdem «grundsätzlich bestätigt», so das VBS.

Demnach müssen bereits ab 2025 die ersten Bewohnerinnen und Bewohner ihre Häuser verlassen. Bis 2030 müssen schliesslich alle Bewohner aus der sogenannten erweiterten Gefahrenzone an einen sicheren Ort umziehen. Davon seien etwa 50 Personen betroffen. Die eigentliche Räumung der Munitionsrückstände soll dann im Jahr darauf beginnen.

Auch der Berner Sicherheitsdirektor, Philippe Müller, betonte vor den Medien, dass zahlreiche Familien ihr Heim verlassen und wegziehen müssen. «Das ist insbesondere für die älteren Bewohnerinnen und Bewohner, welche die Explosion von 1947 schmerzlich miterlebt haben, nicht einfach.» Um so wichtiger sei die Unterstützung der lokalen Bevölkerung.

3500 Bruttotonnen Munition befinden sich noch in Mitholz

Roman Lanz, Gemeindepräsident der betroffenen Gemeinde Kandergrund, zeigte sich erfreut über die Botschaft des Bundesrates. Er sagte aber auch, dass die Räumungsarbeiten grosse Opfer von der Bevölkerung verlangen.

Wer in der Gemeinde bleiben könne, müsse etwa mit Belastungen durch Lärm, Staub und Erschütterungen rechnen. «Daher setzen wir uns gemeinsam mit dem VBS dafür ein, die Auswirkungen des Projekts auf die Bevölkerung und die Umwelt so gering wie möglich zu halten», sagte Lanz weiter.

Verteidigungsministerin Viola Amherd räumte ein, dass der Entscheid zur Sanierung von Mitholz dem Bundesrat nicht leicht gefallen sei. Denn: «Die Räumung hat einschneidende Konsequenzen für die Bewohner.» Doch mit Blick auf künftige Generationen sei es letztendlich der richtige Entscheid.

Das unterirdische militärische Munitionslager war im 2. Weltkrieg gebaut worden. Beim Unglück im Jahr 1947, als ein Teil der rund 7000 Bruttotonnen Munition explodierte, starben neun Menschen in der Umgebung der Anlage. Der Bund schätzt, dass sich in den eingestürzten Anlageteilen und im Schuttkegel davor noch bis zu 3500 Bruttotonnen Munition mit mehreren hundert Tonnen Sprengstoff befinden, wie es weiter heisst.