Mit der ehemaligen Innenministerin Sanae Takaichi ist erstmals eine Frau zur Vorsitzenden von Japans regierender Liberaldemokratischen Partei (LDP) gewählt worden. Die 64-Jährige gilt damit nun auch als wahrscheinliche nächste Ministerpräsidentin Japans. In einer Stichwahl konnte sich die erzkonservative Takaichi gegen den moderaten Kandidaten Shinjiro Koizumi durchsetzen. Die Stimmen setzen sich sowohl aus Stimmen von Parteiabgeordneten als auch aus Stimmen einfacher Parteimitglieder zusammen.

Zwar hat die Koalition aus LDP und ihrem Juniorpartner Komeito im Juli bei der Wahl zum Oberhaus die Mehrheit verloren und stellt seither nur noch eine Minderheitenregierung. Dennoch dürfte die LDP-Chefin aller Wahrscheinlichkeit nach im Parlament ebenfalls zur Regierungschefin gewählt werden. Das zersplitterte Oppositionslager müsste sich alternativ auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen, was zurzeit als nicht möglich erscheint.
Es wird erwartet, dass über den Posten des Ministerpräsidenten am 15. Oktober entschieden wird. Für Japan wäre es der vierte Ministerpräsident in nur fünf Jahren. Zuletzt ist Shigeru Ishiba Anfang September nach weniger als einem Jahr im Amt zurückgetreten. Er begründete seine Entscheidung mit der historischen Wahlniederlage seiner Partei bei der Oberhauswahl im Juli. (dpa)