Ist Elon Musk «visionär» und «mutig»? Oder ist er «empathielos» und «kontrovers»? Kommt darauf an, wen man fragt. Bittet man Grok, die künstliche Intelligenz (KI) von Musks Unternehmen xAI, um eine Beschreibung ihres Chefs, erhält man die erste Antwort. Fragt man die chinesische Konkurrenz DeepSeek erhält man die zweite.
Auch andere Tech-Bosse wie Mark Zuckerberg oder Sam Altman werden von ihrer eigenen KI wesentlich positiver beschrieben als von jener der Konkurrenz. Das zeigt eine Untersuchung der «Financial Times». Die britische Zeitung bat sechs verschiedene KI-Modelle, ihren eigenen Chef sowie die Chefs der Konkurrenz zu beschreiben. Für ChatGPT von OpenAI ist der Firmengründer Sam Altman ein «Genie», für die anderen KI-Chatbots ein «Verräter». Mark Zuckerberg ist für die eigene KI Llama «revolutionär», für die Konkurrenz «unbarmherzig».
Natürlich darf das nicht überraschen. Denn die künstliche Intelligenz ist – trotz schier unendlichem Wissen – nicht Gott. Vielmehr wurde sie von Menschen gemacht, deren Präferenzen sich in den Antworten der KI niederschlagen. Gerade weil es die objektive Wahrheit nicht gibt, macht es einen grossen Unterschied, ob wir unser Wissen von Firmen beziehen, die damit Geld verdienen wollen, oder ob wir uns an Institutionen wie Universitäten oder an die demokratische Wissensgemeinschaft namens Wikipedia wenden.
Natürlich ist auch Wikipedia alles andere als perfekt. Doch was für die Staatsformen gilt, trifft auch auf die Organisation von Wissensvermittlung zu. Die Demokratie ist die beste aller schlechten Formen. Für das neue Medienzeitalter sollte man eigentlich zum Schluss kommen: Wir brauchen eine KI, die nach den Prinzipien von Wikipedia aufgebaut ist.