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Luzern

Impact Acoustic gewinnt den Zentralschweizer Neuunternehmerpreis

Der 28. Zentralschweizer Neuunternehmerpreis geht an das Luzerner Unternehmen Impact Acoustic. Das Start-up wächst so stark, dass die Gründer nicht zur Preisverleihung erscheinen konnten.

In Abwesenheit der Gründer nahmen die beiden Mitarbeiter Martin Isenschmid (links) und Nando Schoch den Preis entgegen.
Bild: Bild: Eveline Beerkircher (Luzern, 6. September 2022)

Es dürfte in der fast 30-jährigen Geschichte des Zentralschweizer Neuunternehmerpreises kaum je vorgekommen sein, dass die Gründer eines prämierten Unternehmens an der Preisverleihung nicht anwesend sein konnten. Doch die Gründer des diesjährigen Gewinners Impact Acoustic hatten die wohl beste Ausrede: Sie sind derzeit auf den Philippinen – nicht, um Ferien zu machen, sondern um eine weitere Produktionsstätte aufzubauen. Das von Sven Erni und Jeffrey Ibañez im Jahr 2019 gegründete Luzerner Unternehmen stellt Produkte her, welche die Akustik in Räumen verbessern, also zum Beispiel Trennwände oder auch Leuchten. Impact Acoustic arbeitet dabei auch mit jungen oder bereits etablierten Designern aus der Architektur- und Möbelbranche zusammen.

Grundlage des Produktsortiments ist ein Hochleistungs-Akustikabsorber namens Archisonic. Anstatt neue Materialien zu verwenden, setzt Impact Acoustic auf das Recycling von Einweg-Plastikflaschen. Ein Quadratmeter Archisonic wird aus 88 wiederverwerteten Plastikflaschen hergestellt. Die Herstellung erfolgt auf die gleiche Weise wie herkömmlicher Filz.

Schnelles Wachstum mit PET-Material

In Abwesenheit der Gründer nahmen die beiden Mitarbeiter Nando Schoch und Martin Isenschmid den 28. Zentralschweizer Neuunternehmerpreis, der mit 10'000 Franken dotiert ist, in der Messe Luzern entgegen. Sie wiesen darauf hin, dass PET ein wichtiger Rohstoff für Impact Acoustic sei, dieser aber in vielen Teilen der Welt nicht rezykliert werde. Das Verhältnis zum PET ist innerhalb des Unternehmens denn auch ambivalent: Man verwendet das Material für die eigenen Produkte, doch die Nutzung von PET-Flaschen ist firmenintern verboten. Es gibt so viel von dem Rohstoff, dass man die Produktion mit dem eigenen Konsum nicht auch noch ankurbeln muss, so das Credo.

Nando Schoch und Martin Isenschmid erklärten weiter, das Unternehmen wachse sehr stark – so war die in der Präsentation angegebene Mitarbeiterzahl auch schon überholt. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen 76 Mitarbeitende, davon die Hälfte am Hauptsitz in Luzern. Dabei wäre das Start-up zu Beginn fast pleitegegangen, wie Moderator Oliver Kuhn erzählte. Demnach war Amazon einer der ersten Kunden, doch verzögerte sich eine Zahlung des amerikanischen E-Commerce-Riesen so lange, dass Impact Acoustic kurzzeitig das Geld ausging. Am Ende kam es aber gut. Amazon ist denn auch heute noch Kunde von Impact Acoustic.

Es braucht Durchhaltewillen

Rückschläge seien ohnehin nichts Aussergewöhnliches im Unternehmertum, sagte Jurymitglied Silvan Küng in seiner Laudatio. Küng muss es wissen, hat er doch als Gründer des Luzerner Gitarrenherstellers Relish im Jahr 2015 ebenfalls den Zentralschweizer Neuunternehmerpreis gewonnen und das Start-up seitdem – sicher auch mit einigen Rückschlägen – stetig weiterentwickelt. Mit Verweis auf den Entlebucher Schwingerkönig Joel Wicki, der sich vor zehn Tagen vor seinem Sieg am Eidgenössischen mehrmals das Sägemehl vom Rücken abklopfen lassen musste, sagte Küng: «Es braucht Durchhaltewillen, wenn man eine Vision verfolgen will.»

Am Ende des Abends konnten die Impact-Acoustic-Mitarbeitenden anstossen. Selbstverständlich nicht mit PET-Flaschen, sondern mit Weingläsern.

Das waren die anderen Nominierten

Für den Zentralschweizer Neuunternehmerpreis der Gewerbe-Treuhand AG nominiert waren dieses Jahr ausserdem die im Bereich Sondermaschinenbau tätige Cerasus aus Steinen, der Saucenhersteller Chipeño aus Horw, die Mähroboterfirma Ronovatec aus Immensee sowie die Varia Group aus Baar, zu welcher unter anderem der Waschmittelproduzent Washo gehört.