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Zollhammer

Andreas Glarner: «Ich hätte Christoph Blocher nach Washington geschickt»

SVP-Nationalrat Andreas Glarner kaufte einst eine Trump-Kappe. Hat er sie nun aus Wut über den Zollhammer entsorgt? Geäussert hat sich auch Parteipräsident Marcel Dettling – mit einer pikanten Konzession.

Er ist ein grosser Trump-Fan. Auf Ricardo hat der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner sogar ein Exemplar der berühmten «Make America Great Again»-Kappe aus dem Lager des US-Präsidenten ersteigert – für 30 Franken während der Präsidentschaftswahlen 2016. Das ist Donald Trumps bekanntester Aargauer Fan, titelte damals diese.

In seinem Auto hatte er damals eine Ablage für die Trump-Kappe: Andreas Glarner.
Bild: Javier Vázquez

Zum Nationalfeiertag am 1. August hat Donald Trump Schweizer Exporte in die USA mit einem Zoll von 39 Prozent belegt, mehr als doppelt so hoch wie die Güter der EU (15 Prozent). Hat Glarner die Trump-Kappe nun aus Frust in einem Höhenfeuer verbrannt? Dazu ist es nicht gekommen, wie Glarner auf eine entsprechende Frage von Moderator Patrik Müller im «SonnTalk» von TeleZüri sagte. Die «Maga»-Kopfbedeckung ist einer Zügelte zum Opfer gefallen; Glarner hat sie verloren.

Glarner zählte die Schuldigen auf, welche die SVP für das Debakel verantwortlich macht: SP-Co-Präsident Cédric Wermuth («Fuck you, Mr. Trump»), Verteidigungsminister Martin Pfister, der weniger amerikanische Rüstungsgüter kaufen wolle, und Aussenminister Ignazio Cassis, der eine Zweistaatenlösung beim Palästina-Konflikt vorschlage. Das komme ennet dem Teich schlecht an: «Wir haben einen Seich gemacht.» Trump sei ein Gamer und Dealer. Glarner hätte denn auch lieber einen Wirtschaftsführer zu den Verhandlungen nach Washington geschickt als Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter – nämlich SVP-Doyen Christoph Blocher, wie er auf Nachfrage sagte.

Der Zollstreit mit den USA hat die SVP in die Bredouille gebracht. Keine andere Schweizer Partei zeigte in der Vergangenheit mehr Sympathien für Donald Trump, sogar Exponenten wie Bundesrat Albert Rösti. Vizepräsidentin Magdalena Martullo-Blocher verglich sich im Februar sogar mit dem US-Präsidenten: «Wir sind beide Down-to-Earth-Unternehmer, die auch politisch für ihr Land das Beste wollen.» Trump möge die Schweiz, ergänzte sie im Interview mit dem «Blick». Für sie lag auch der schnelle Abschluss eines Freihandelsabkommens im Bereich des Möglichen. Und man hoffte, dass die Nicht-EU-Mitgliedschaft einen besseren Deal bescheren könnte.

In seinem Auto hatte er damals eine Ablage für die Trump-Kappe: Andreas Glarner.
Bild: Javier Vázquez

Gegenüber der «NZZ am Sonntag» erklärte SVP-Präsident Marcel Dettling die Haltung seiner Partei zu Trump. Sie sei enttäuscht über seinen willkürlichen Zollentscheid. «Aber noch enttäuschender ist, dass die Schweiz keinen Zugang zu Trump gefunden hat, um ihre Position verständlich zu erklären.» Da habe die Schweizer Diplomatie versagt, weil man sich eben lieber auf Brüssel konzentriere und nach Brüssel pilgere. Es stimme aber, dass in der SVP viele für Trump gewesen seien. «Weil er die illegale Migration stoppen, die Grenzen kontrollieren und die Woke-Kultur eindämmen will.»

Kalbfleischproduzent Dettling sieht sogar bei der Landwirtschaft einen Hebel, den USA entgegenzukommen. Die Schweizer Produzenten könnten in letzter Zeit die Nachfrage beim Rindfleisch nicht mehr decken, darum habe unser Land 15 Prozent mehr aus dem Ausland importiert. «Wir können die Grenze nicht komplett öffnen. Aber es gibt sicher Spielraum, den Amerikanern zum Beispiel beim Rindfleisch begrenzte Importkontingente anzubieten.»