Greenpeace-Aktivist Marco Weber ist ein freier Mann – zumindest vorübergehend. Der Schweizer Greenpeace-Aktivist hat am Freitag das russische Gefängnis in St. Petersburg verlassen.
Die Erleichterung steht Marco Weber ins Gesicht geschrieben, als er am Freitag das Gefängnis in Sankt Petersburg verlässt.
Sofort wird Weber von den wartenden Journalisten umringt und gefragt, wie er sich fühle. «Ich fühle mich frei», sagt der Greenpeace-Aktivist gegenüber dem SRF. Und weiter: «Ich bin noch überwältigt im Moment.»
Und wie gehts jetzt weiter? Weber: «Ich weiss es noch nicht. Jetzt gehts erst einmal raus und dann sehen wir, was läuft.»
Die Bedingungen, unter denen Weber freigelassen wurde, seien nicht bekannt, erklärte Yves Zenger, Sprecher von Greenpeace Schweiz.
Er wisse nicht, ob sich der Aktivist wird frei bewegen können oder unter Hausarrest gestellt wird.
Seinen Pass habe Weber "offenbar" zurückerhalten, sagte der Mediensprecher. Zudem habe er eine Spezialbewilligung für den Aufenthalt in Russland, da er kein Visum besitze.
30 Personen verhaftet
Die russische Küstenwache hatte den Eisbrecher "Arctic Sunrise" am 19. September in der Barentssee aufgebracht, nachdem Aktivisten versucht hatten, eine Bohrplattform des Energiekonzerns Gazprom zu besteigen.
Mit der Protestaktion wollten sie auf die Gefahren der Ölförderung für die Umwelt in der Arktis aufmerksam machen. Die Festnahme der Aktivisten rief international scharfe Proteste hervor.
Betroffen sind insgesamt 28 Aktivisten und 2 Journalisten aus 18 Ländern. Sie waren zunächst in der nördlichen Hafenstadt Murmansk inhaftiert, wurden später aber nach St. Petersburg verlegt.
20 Personen frei
Ihnen soll wegen "Rowdytums" der Prozess gemacht werden, offiziell wurde aber auch der Tatvorwurf der gemeinschaftlichen Piraterie noch nicht fallen gelassen.
Rowdytum kann in Russland mit bis zu sieben Jahren, Piraterie mit bis zu 15 Jahren Haft geahndet werden.
Am Mittwoch hatte ein Gericht in St. Petersburg beschlossen, dass der Schweizer Marco Weber das Gefängnis gegen Kaution verlassen dürfe.
Mit Weber kommen mittlerweile 20 der 30 Festgenommenen gegen Kaution frei. Die Hinterlegungssumme beläuft sich laut Greenpeace auf jeweils zwei Millionen Rubel (rund 56'000 Franken).
Greenpeace Schweiz hatte sich am Mittwoch erleichtert über den Gerichtsbeschluss geäussert.
Dennoch relativierte die Organisation den Beschluss: "Solange die absurden Anklagepunkte nicht zurückgezogen werden, besteht kein Grund für übertriebenen Optimismus", wurde der Geschäftsleiter Markus Allemann in einer Medienmitteilung zitiert.