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Medien

Hetero Faber

Roger Schawinski ist ein fleissiger Buchschreiber. Nun liegt ein neues vor: zur MeToo-Affäre beim «Magazin», welche die hiesigen Medienhäuser durchgeschüttelt hat.

Medienmann und Buchschreiber: Roger Schawinski.
Bild: Blue Zoom

1975 erschien Roger Schawinskis erstes Buch. Der Titel: «Kassensturz». Dieses «Büchlein», so der Autor mit ungewohnter Kulanz, sei nur dank Zustimmung der SRG möglich. Dann wurde er grundsätzlich: «Ein Buch, das uns alle angeht». Dieses Credo hat der Medienpionier beibehalten. In den vergangenen 48 Jahren hat Schawinski nicht nur drei Radio- und zwei TV-Sender gegründet, sondern auch noch 12 Sachbücher geschrieben. Damit übertrifft er sogar die Anzahl der Romane seines Idols Frisch. Nach dessen Tod wohnte Schawinski einige Jahre in seiner letzten Wohnung beim Zürcher Bahnhof Stadelhofen.

Schawinski schrieb über Weltverschwörer, Narzissten, Börsensüchtige, Hundertjährige, Wohngifte, private Radio- und TV-Sender, die SRG und immer wieder über Roger Schawinski. Sein neustes Werk heisst «Anuschka und Finn», vielleicht sein radikalstes und deswegen interessantestes Buch. Es behandelt die MeToo-Affaire beim «Magazin», die sich nach Anuschka Roshanis Anwürfen im «Spiegel» vor drei Monaten gegen ihren Ex-Chef Finn Canonica zu einem veritablen Flächenbrand ausweitete und auch auf andere Medienhäuser überschwappte. Anstatt Homo Faber Hetero Faber.

Mittendrin – als beobachtender Akteur – Schawinski selbst. Friedrich Dürrenmatt schrieb in seinem letzten Brief an Frisch, dass dieser seinen Fall zur Welt mache und die Welt zu seinem Fall. Auf Schawinski trifft dies auch zu. Im Gegensatz zu Frisch ist er aber nicht «Stiller», sondern viel lauter. Fast schon Literatur in Echtzeit, aber ohne Pseudonyme.