Fritz Thut
Nach zweieinhalb Jahren schloss Marco Hunziker die Tür zum Gemeindehaus Fahrwangen ein letztes Mal als Gemeindeschreiber. Er ist ab nächstem Monat in gleicher Funktion in Seon tätig. Kurz vor den kurzen Ferien, die zwischen diesen bezirksinternen Wechsel fallen, stellte er sich zum Interview.
Nach zweieinhalb Jahren verlassen Sie Fahrwangen bereits wieder. Mit welchen Gefühlen?
Marco Hunziker: Mit wehmütigen Gefühlen. Ich habe nie gedacht, dass ich bereits nach solch kurzer Zeit wieder eine neue Stelle antrete.
Wie kam es dazu?
Hunziker: Ich habe nur eine einzige Bewerbung abgeschickt. Nach Seon. Als ich vom Abgang von Daniel Müller gehört habe, habe ich mich mit ihm in Verbindung gesetzt und mich informiert. Er hat mir von «seiner» Gemeinde vorgeschwärmt.
Welches waren schliesslich die Beweggründe für den Wechsel?
Hunziker: Die Aufgabe in einer wesentlich grösseren Gemeinde bildet eine echte Herausforderung. Und diese liegt - ich wohne ja in Egliswil - mit Seon quasi vor der Haustüre. Zudem habe ich den Seoner Gemeindeammann Heinz Bürki bei den jährlichen Klausmarkt-Zusammenkünften und im Rahmen meiner Grossratskandidatur kennen und schätzen gelernt.
Waren diese Kontakte genügend grosse Gründe, die bisherige Stelle zu verlassen?
Hunziker: Diese Chance und Konstellation kam vielleicht etwas früh, doch manchmal kann man es sich nicht aussuchen.
Die Trennung von Fahrwangen erfolgte nun recht schnell, da Sie noch Ferientage einziehen. Wie waren hier die Reaktionen?
Hunziker: Ich hoffe nicht, dass sie in Fahrwangen froh sind, dass ich gehe. Nein, das war ein Spass. Ich habe es nicht so empfunden.
Was haben Sie während Ihrer Amtszeit in Fahrwangen erreicht?
Hunziker: Für die zweieinhalb Jahre, die ich hier war, habe ich recht viel bewegen können. Dies ist vielleicht der Vorteil einer eher kleinen Gemeinde. Wir haben nun ein Gemeindeleitbild, ein Organigramm, ein einheitliches Erscheinungsbild und auch unser Informationsorgan «FAZit». Zudem konnten wir gegenüber der Wohnbevölkerung signalisieren, dass wir ihr gegenüber offen sind.
Wie wurden Sie als Mann von aussen auf diesem in der Gemeinde wichtigen Posten auf- und wahrgenommen?
Hunziker: Ich wurde sehr gut aufgenommen. Dies war etwas vom Positivsten in Fahrwangen: Die Leute hier waren super. Aus diesem Grund tut es mir auch ein wenig weh, Fahrwangen zu verlassen.
Und wie empfanden Sie die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat?
Hunziker: Auch da habe ich eine sehr offene Haltung angetroffen. Gewisse Strukturen mussten umgekrempelt werden, und für mich war angenehm, wie man mir hier extrem entgegengekommen ist.
Aus dem beschaulichen Fahrwangen gehts nun in mehr als doppelt so grosse Seon.
Hunziker: Für mich ist es eine Herausforderung der Grösse des Wirkungskreises. Die einzelnen Aufgabenbereiche sind in Seon sicher umfangreicher. Generell war Fahrwangen für den Schreiber ein eher einfaches Pflaster; da konnte man viel mitgestalten, alles ist gut überschaubar. Seon bietet schon von der Grösse her viel mehr, ist eine viel grössere Herausforderung.
An der letzten Seoner Gemeindeversammlung erhielten Sie Einblick in Ihre neue Gemeinde. Der erste Eindruck?
Hunziker: Seon ist auch da ein ganz anderes Kaliber: Es ist die grösste Gemeinde im Bezirk mit einer Gemeindeversammlung. An der Gmeind habe ich gestaunt, wie ruhig die Versammlung abgelaufen ist - nicht zuletzt ein Verdienst von Gemeindeammann Heinz Bürki.
Noch drei Fragen abseits Ihrer beruflichen Tätigkeit: Sie haben Anfang Jahr auf der FDP-Liste als Grossrat kandidiert. Was war da Ihre Motivation?
Hunziker: Ich habe die Grossratskandidatur als Möglichkeit betrachtet, zusätzliche Erfahrungen zu sammeln. Gestützt auf das Bewerberfeld habe ich mir keine grossen Chancen ausgerechnet.
Und wie sieht Ihre Bilanz aus?
Hunziker: Die Erfahrung war mehrheitlich positiv. Ich hatte die Chance, mich an verschiedenen Anlässen zu präsentieren. Doch es waren meist rein gesellschaftliche Events. Die politischen Ideen und Programme der einzelnen Parteien und Personen kamen sehr wenig oder gar nicht zum Zug.
Für Sie als politischer Mensch war dies eine Enttäuschung?
Hunziker: Es ist wohl eine Zeiterscheinung, aber es kann doch nicht sein, dass einfach jene Kandidaten mit den meisten Facebook-Freunden gewählt werden.