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Grossbritannien

Ex-Premier Boris Johnson verzichtet - Rishi Sunak steht kurz vor dem grossen Coup

Es kommt nicht zum Premier-Duell Sunak gegen Johnson: Ex-Premierminister Boris Johnson hat sich am Sonntagabend zurückgezogen.

Favorit Rishi Sunak (42, links), Ex-Premierminister Boris Johnson zog sich am Sonntagabend zurück (58)
Bild: Bilder: Keystone

Wer tritt die Nachfolge der gescheiterten Liz Truss an? Der britische Ex-Premier Boris Johnson ist es nicht. Er teilte am Sonntagabend mit, dass er nun doch nicht erneut für das Amt antreten wird. Obwohl er die notwendige Unterstützung in der konservativen Tory-Fraktion habe, habe er sich dagegen entschieden, teilte der Politiker am Sonntagabend mit.

Gemessen an den öffentlichen Treueschwüren liegt Ex-Finanzminister Rishi Sunak klar in Führung. Eine Regierung unter seiner Führung werde «integer, professionell und verantwortlich» handeln, teilte der 42-Jährige in seinem Bewerbungsschreiben mit.

Treffen verlief ergebnislos

Am Samstagabend hatte sich der Sohn indischer Einwanderer mit seinem früheren Chef getroffen, was Spekulationen über einen Sunak-Johnson-Pakt auslöste. Offenbar aber verlief das Treffen ergebnislos. Er werde das Königreich durch «die tiefgreifende Wirtschaftskrise» führen und die Partei zusammenbringen, versprach der frühere Goldman Sachs-Banker am Sonntag.

Sunaks unbezweifelbare ökonomische Kompetenz gehört wie Integrität und Verantwortungsgeist zu den Attributen, die in Bezug auf Johnson nicht einmal besonders Begeisterten einfallen.

In die fraktionsinterne Abstimmung gehen am Montagnachmittag nur jene Kandidaten, die von mindestens 100 der insgesamt 357 Fraktionsmitgliedern schriftlich nominiert wurden. Am Sonntagnachmittag hatten sich nach BBC-Angaben 141 Tory-Abgeordnete öffentlich zu Sunak bekannt, die Marke für Johnson lag bei 57.

Aussenseiterin Mordaunt ist «schockiert»

Lediglich 23 versammelten sich hinter Kabinettsministerin Penny Mordaunt. Aus deren Lager verlautete, die 49-Jährige sei schockiert über die Diskrepanz zwischen den privaten Versprechungen ihrer Fraktionskollegen und deren öffentlichem Gebaren.

Da ist es wieder, das Klischee von der Tory-Unterhausfraktion als «weltweit raffiniertester Wählergruppe». Was sich hinter diesem Schlagwort verbirgt, beschreibt Paul Goodman, früher selbst Abgeordneter, so:

«Man kann öffentlich den einen unterstützen, einen anderen nominieren und die dritte wählen.»

Seinem Eindruck nach, so der Chefredaktor der Partei-unabhängigen Website «Conservative Home» weiter, würde Johnson das Rennen machen, wenn das konservative Parteivolk das letzte Wort hätte:

«Die Mitglieder würden sich an ihrem grossen, blonden Teddybär festklammern wie ein Kind im Dunkeln.»

Ob Johnson, selbst wenn er genug Nominierungen aufweist, überhaupt antritt, ist offen.

Für die Menschen im Land, die mit den Überlegungen der Regierungspartei nichts zu tun haben, fasste der Karikaturist Nick Newman die chaotische Lage mit Galgenhumor zusammen. «Machen Sie sich nichts draus», sagt eine Krankenschwester in Newmans Zeichnung zu einer Demenz-Patientin: «Es ist ganz normal, nicht zu wissen, wer der Premier ist.»