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Sinkende Kaufkraft

Gewerkschaftsbund fordert 5000 Franken Mindestlohn für Lehrabgänger

Die Teuerung, der Prämienschock und die Energiepreise setzen den Haushalten zu. Deshalb verlangt der Gewerkschaftsbund einen Mindestlohn für Arbeitnehmende mit Lehrabschluss. Auch pocht er auf den vollen Teuerungsausgleich.

Angesichts der «Kaufkraft-Krise» haben die Arbeitnehmenden am Ende des Monats laut dem SGB weniger Geld im Portemonnaie. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Die finanzielle Situation von Menschen mit tieferen und mittleren Einkommen hierzulande spitzt sich aufgrund der Inflation zu. Mit den steigenden Krankekassenprämien und Energiekosten werden die Haushalte nächstes Jahr zusätzlich belastet, fürchtet der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB).

Angesichts dieser «Kaufkraft-Krise» fordert die Gewerkschaft die Einführung eines Mindestlohns für Lehrabgängerinnen und -abgänger. «Wer eine Lehre abgeschlossen hat, soll mindestens 5000 Franken pro Monat verdienen», heisst es in einer Mitteilung vom Dienstag. Darüber hinaus soll niemand weniger als 4500 Franken Lohn erhalten.

Daniel Lampart, Chefökonom beim SGB, kritisiert, dass in den vergangenen 20 Jahren die Steuer- und Abgabenpolitik die hohen Einkommen durch Steuersenkungen begünstigt habe. «Bei den unteren und mittleren Einkommen schaute die Politik weg», zitiert ihn die Mitteilung. Gemäss einer Analyse des SGB verdiente ein Viertel aller Berufstätigen mit einer Lehre bei einer Vollzeitstelle weniger als 5000 Franken im Monat. «Darunter Bäckerinnen, Verkäufer, aber auch Hochbauzeichnerinnen», sagt Lampart.

Höhere Prämienverbilligungen

Auch bei den unteren Löhnen habe sich die Situation verschlechtert. So ist der Anteil der Tieflohnstellen laut dem Gewerkschaftsbund seit 2014 von 10,2 auf 10,5 Prozent angestiegen. «Konkret heisst das, dass rund 500’000 Berufstätige einen Lohn von weniger als 4500 Franken pro Monat haben», sagt Lampart. Einen Drittel von ihnen habe einen Lehrabschluss.

Die Lohn- und Einkommensprobleme der Arbeitnehmenden seien nicht neu. Allerdings habe sich das Ausmass aus Sicht des SGB verschlimmert. Schuld daran seien neben der Steuer- und Abgabenpolitik die steigenden Krankenkassenprämien.

Mittlerweile betrage die Prämienbelastung gemäss den Berechnungen des SGB für eine Normalverdiener-Familie mit zwei Kindern knapp 14 Prozent des Nettoeinkommens. Deshalb fordert der Gewerkschaftsbund eine «substanzielle Erhöhung» der Prämienverbilligungen. Denn diese hinkten den Prämien mittlerweile «sehr stark hinterher».

Konkret appelliert Lampart an den Ständerat, die Verbilligungen um über zwei Milliarden Franken auszubauen, nachdem dies der Nationalrat getan hatte. Der grosse Rat hatte im Juni eine Erhöhung der Verbilligungen im Rahmen des indirekten Gegenvorschlags zur sogenannten Prämienentlastungs-Initiative der SP beschlossen .

Harzige Lohnverhandlungen

Mit Blick auf die aktuelle Lohnrunde zeigt sich Daniel Lampart dagegen grösstenteils zufrieden. «Die Lohnabschlüsse enthalten bisher mehrheitlich den Teuerungsausgleich und darüber hinaus teilweise noch eine Reallohnerhöhung.»

Jedoch würden zahlreiche Kantone ihrem Personal keinen Teuerungsausgleich bezahlen. Die Verhandlungen im Detailhandel seien ebenfalls «unbefriedigend». Deshalb pocht der SGB weiterhin auf den vollen Teuerungsausgleich bei den Verhandlungen.

Dem widerspricht der Arbeitgeberverband. Der finanzielle in vielen Unternehmen sei zu klein, um die Teuerung auszugleichen. Die Betriebe hätten sich bei den Lohnerhöhungen «nach der Decke» gestreckt, schreibt der Verband in einer Mitteilung. Vor diesem Hintergrund dürfe man mit dem Resultat des Lohnherbstes zufrieden sein.