Von Tobias Gfeller
«Seit gut zwei Jahren sind wir komplett ausgebucht», sagt Cornelia Braun, Direktorin des Tertianums im St. Jakob-Park. Der Anfang sei harzig gewesen. Die im März 2002 eröffnete Altersresidenz erlangte bei den regionalen Seniorinnen und Senioren aber immer grössere Beliebtheit. Das Heim war damals ein neugeschaffenes Angebot auf privater Basis. «Wir konnten damit ein Bedürfnis stillen. Unsere Kunden ziehen bewusst das Tertianum einem herkömmlichen Pflegeheim vor.»
Der Staat lässt die Hände davon
Für Martin Birrer, Leiter der Abteilung Langzeitpflege im Gesundheitsdepartement Basel-Stadt, kommen staatliche Investitionen mit Renditeabsichten in diese Branche nicht in Frage. Für Birrer ist aber klar, dass dieser Bereich mit der demographischen Entwicklung weiter wachsen wird. Trotzdem sieht er keinen Anlass dafür, dass die öffentliche Hand auf diesen Zug aufspringen sollte: «Es ist nicht Aufgabe des Staates, mit der älteren Generation Geld zu verdienen. Die öffentliche Hand beschränkt sich darauf, dort einzuspringen, wo der Markt nicht funktioniert und wo Versorgungslücken bestehen.» Birrer meint damit insbesondere, dass Seniorinnen und Senioren mit Ergänzungsleistungen zur AHV unterstützt werden, deren Einkommen und Vermögen nicht reichen, um sich selber einen Platz im Pflegeheim zu finanzieren. Der Kanton Basel-Stadt - wie auch zahlreiche andere Kantone - unterstützt gemeinnützige Trägerschaften ausserdem bei der Erstellung von branchenüblichen Pflegeheimen mittels Bausubventionen: «Schon das alleine verschlingt beträchtliche Summen und dauert in der Regel mehrere Jahre pro Bauprojekt», betont Birrerim Namen der Verwaltung. (TGF)
Die Tertianum Gruppe mit Sitz in Zürich hat sich als privatwirtschaftliches Unternehmen eine eigene Verfassung geschaffen. Die Strategie der Tertianum AG ist klar: Die obere Mittelschicht und die Oberschicht der Gesellschaft weg von den allgemeinen Pflegheimen in die Häuser der Tertianum Gruppe zu locken.
Und das Geschäft in dritter Generation floriert. Doch auch wenn die Branche weniger konjunkturabhängig ist als gängige Branchen, spürte auch sie zuletzt die Finanz-und Wirtschaftskrise. «Wir haben die schwierige Lage auf dem Markt zu spüren bekommen», bestätigt Hans-Rudolf Blöchlinger. Der CEO der Tertianum AG ist sich bewusst, dass seine Klientel von der Krise mehr betroffen ist als vermögensschwächere Senioren.
Die Tertianum AG kann den Investoren eine «marktkonforme Rendite versprechen, die vergleichbar mit jenen auf dem normalen Immobiliensektor ist», wie es Blöchlinger formuliert. Er warnt aber davor, dass in Zeiten, in denen Büroräume und Einkaufshäuser nicht mehr einfach aus dem Boden spriessen, der Alterssektor ein leicht zu bewirtschaftender Sektor ist.
«Es gehören nicht nur die finanziellen Mittel dazu, sondern auch das Know-how über die Dienstleistung an sich und über die Sicherheit, die man den Kunden bieten muss. Deshalb ist in dieser Branche wenig Platz für kurzfristige Anleger, die über Spekulationen ans grosse Geld wollen. «Langfristigkeit» heisst die Devise. Dass dieses Investitionsangebot bei verschiedenen Finanzinstitutionen gefragt ist, zeigt das stetige Wachstum der Gruppe: Sie umfasst heute schweizweit 20 Häuser.
Konkurriert wird die Tertianum AG von der Senevita AG aus Bern. Verwaltungsratspräsident Philipp M. Zemp verfolgte über Jahre die Professionalisierung der Branche. «Unser Markt ist attraktiv, weil wir sowohl eine langfristige Anlagemöglichkeit bieten, die eine marktkonforme Rendite verspricht und zudem den sozialen Aspekt verfolgt, der für viele institutionelle Anleger von Bedeutung ist.» Laut Zemp sind es vermehrt Pensionskassen, die in die Senevita investieren. «Mit unseren Einrichtungen sind je nach Ausgangslage Renditen von 4 bis 6,5 Prozent zu erwarten.» Geht es nach Zemp, wird die Branche weiter wachsen.
Sowohl die Senevita AG als auch die Tertianum AG denken daran, in der Region neue Einrichtungen zu bauen. «Wir haben dies immer im Kopf. Investoren wären da, aber es ist schwierig, den perfekten Standort für das Ober- und Unterbaselbiet zu finden», sagt Braun. Erschwert wird ein solches Projekt durch die Ungewissheit, wie lange es dauern wird, bis es komplett ausgebucht ist. Dies müsse dem Investor immer klar sein, sagt der CEO der Tertianum AG. Bestes Beispiel dafür ist die Residenz im St. Jakob-Park.
Die Berner Senevita AG plant konkret im Raum Basel ein neues Projekt. Man sei noch in der Evaluierungsphase, «sicher ist noch nichts», verrät Zemp. Mehr möchte er dazu nicht sagen. Gemunkelt wird, dass die Pensionskasse Baselland beim Neubau mit an Bord ist.