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Energiewende

Genf will 30 Prozent des Wärmebedarfs mit Geothermie decken

Eine 3D-Seismikuntersuchung des Kantons Genf zeigt ein günstiges Umfeld für die Nutzung von Geothermie. Das Ziel ist, dass der Kanton bis 2050 so 30 Prozent seines Wärmebedarfs decken kann. 

Die umfangreichen seismischen Untersuchungen wurden im letzten Jahr durchgeführt. (Archiv)
Bild: Keystone

Die Ergebnisse der im letzten Jahr durchgeführten Untersuchung des Untergrunds des Genfer Beckens seien «ein gutes Omen für die ökologische Wende des Kantons», teilten der Kanton und die Energiewerke SIG am Dienstag mit. Derzeit werden die Gebäude im Kanton zu 90 Prozent mit fossilen Energien beheizt, meist mit Gas oder Öl.

«Die derzeit angespannte geopolitische, klimatische und energiepolitische Lage lehrt uns, dass die Substitution fossiler Energieträger und die Unabhängigkeit im Energiebereich dringender denn je sind», wird Regierungsrat Antonio Hodgers (Grüne) in der Mitteilung zitiert.

Vorgesehen sei nun «ein Übergang von der Exploration zur Industrialisierung der mitteltiefen Geothermie bis zum Jahr 2026», heisst es. «Ziel ist es, bis 2050 30 Prozent des Wärmebedarfs des Kantons durch Geothermie zu decken.» Bis 2035 sollen es laut der Mitteilung schon 14 Prozent sein.

Kanton Genf nimmt Pionierrolle ein

Bei der Untersuchung seien ausserdem wichtige geologische Erkenntnisse gewonnen worden. Damit nehme der Kanton eine Pionierrolle ein, heisst es. Da die Schweiz keine Tradition im Bergbau oder der Erdölgewinnung habe, sei der Untergrund des Landes bis heute nur wenig erforscht. Die Daten könnten auch für andere ökologische Projekte interessant sein wie die Stromerzeugung oder die Speicherung von CO 2 im Untergrund.

Ob sich in Genf die Wärme aus dem Erdinnern dereinst tatsächlich nutzen lassen wird, ist aber noch unklar. Auch in anderen Regionen der Schweiz wurden Geothermie-Projekte mit grossen Hoffnungen lanciert, und schliesslich abgebrochen.

Erdbeben in Basel und St. Gallen

Zum Beispiel in Basel. 2006 verursachten Tiefenbohrungen nördlich der Stadt mehrere Erdbeben, die auf der Richterskala Werte bis 3,6 erreichten. Schäden entstanden zwar keine, doch die Bevölkerung war verunsichert und das Projekt wurde gestoppt.

Zu einem Erdbeben kam es 2013 auch in St.Gallen, woraufhin das Projekt in der Ostschweiz ebenfalls eingestampft wurde. In Zürich ergaben Bohrungen 2009 wiederum, dass die Voraussetzungen für eine optimale Nutzung der Tiefenwärme nicht gegeben waren.

Hoffnungen im Jura

Den jüngsten Rückschlag mussten die Befürworter der Geothermie in der Waadt hinnehmen. In Lavey-les-Bains sollten ab nächstem Jahr 900 Haushalte mit Elektrizität beliefert werden. Doch das Projekt wurde Ende September auf Eis gelegt . Der Grund: Die Menge an Warmwasser reichte nicht aus, um Elektrizität zu generieren.

Nun ruhen die Hoffnungen der Branche auf ein Tiefengeothermieprojekt im jurassischen Haute-Sorne. Nach einer jahrelangen Blockade erhielt es diesen Januar vom Kanton unter strengen Sicherheitsauflagen grünes Licht. Das Projekt soll langfristig rund 6000 Haushalte mit Strom versorgen.

Schweizweit zwei Terawattstunden realistisch

Lange Zeit ruhten in der Schweiz grosse Hoffnungen auf der Geothermie. Auch bei der Energiestrategie 2050 des Bundesrates spielt diese eine wichtige Rolle für den künftigen Stromverbrauch. Der Bund ging zunächst davon aus, dass mit der Wärme aus dem Erdinnern bis 2050 über vier Terawattstunden Strom pro Jahr produziert werden könnte.

Doch weil es nicht wie gewünscht vorwärts ging, wurden die Schätzungen bei der Geothermie mittlerweile nach unten korrigiert. Eine Steigerung von heute null auf zwei Terawattstunden im Jahr 2050 gilt als realistisch. Dies entspräche rund zwei Drittel der Leistung des AKW Mühleberg.