
Nach dem spektakulären Einbruch in eine Sparkassen-Filiale im Gelsenkirchener Stadtteil Buer spitzt sich die Lage vor Ort zu. Im Zentrum steht derzeit weniger die noch ungeklärte Täterschaft als vielmehr die angespannte Stimmung unter den betroffenen Kundinnen und Kunden: Hunderte strömten in den vergangenen Tagen zur Bank, viele suchten Antworten – und trafen auf verschlossene Türen.
Auslöser der Unruhe ist ein filmreifer Coup, der mutmasslich während der Weihnachtstage verübt wurde. Unbekannte Täter verschafften sich über ein Parkhaus Zugang zum Gebäude, arbeiteten sich durch mehrere Türen in einen Archivraum vor und bohrten mit einem Spezialgerät ein grosses, kreisrundes Loch in die Wand zum Tresorraum. «Den Bohrer kriegen sie nicht im Baumarkt», sagte ein Polizeisprecher laut Deutscher Presse-Agentur DPA. Im Tresorraum wurden nach Angaben der Polizei «sehr viele» Schliessfächer aufgebrochen, eine genaue Zahl steht noch aus.

Als der Einbruch bekannt wurde, entlud sich die Unsicherheit der Kundschaft. Zeitweise versammelten sich rund 200 Menschen vor der Filiale. Die Polizei musste den Vorraum räumen und mit Lautsprecherdurchsagen eingreifen, um die Lage zu beruhigen. Immer wieder waren Rufe wie «Wir wollen rein, wir wollen rein!» zu hören, wie Bild.de berichtete. Die Filiale blieb geschlossen, Informationen gab es vor Ort keine.
Die Szenen vor dem Gebäude waren teils emotional. Einige Betroffene weinten, Familien standen zusammen, die Angst um Ersparnisse, Schmuck oder Gold war greifbar. Eine Frau sagte einem dpa-Reporter, ihre Familie habe «40 Jahre dafür gearbeitet und gespart», das Vermögen sei in einem Schliessfach gelagert gewesen. Viele fragen sich nun, ob und in welchem Umfang der Verlust ersetzt wird.

Die Sparkasse verweist auf den bestehenden Versicherungsschutz. «Grundsätzlich hat die Sparkasse Gelsenkirchen jedes Fach mit 10'300 Euro versichert», erklärte ein Sprecher gegenüber der DPA. Kunden hätten zusätzlich höhere Summen absichern können. Laut Bild.de befinden sich im Tresorraum rund 3300 Schliessfächer, die von etwa 2700 Kundinnen und Kunden gemietet werden. Rein rechnerisch könnte der Versicherungsschaden – falls alle Fächer betroffen sind – auf bis zu rund 34 Millionen Euro anwachsen. Die Bank stehe bereits im Austausch mit der Versicherung und wolle die Betroffenen aktiv kontaktieren, um das weitere Vorgehen zu erklären.
Parallel dazu laufen die Ermittlungen. Entdeckt wurde der Einbruch nach einem nächtlichen Brandmeldealarm, der Feuerwehr und Polizei auf den Plan rief. Eine «heisse Spur» gibt es bislang nicht. Die Polizei wertet Fahrzeugbewegungen aus und befragt Anwohner. Unklar ist auch, warum die Brandmeldeanlage auslöste und wann genau die Täter zugeschlagen haben – die Weihnachtsfeiertage und das anschliessende Wochenende gelten als wahrscheinlich.
Die Filiale soll nach Abschluss der Spurensicherung wieder öffnen, um zumindest eines zu bieten: einen Ort für Informationen. Doch die Nervosität bleibt. Solange unklar ist, was aus den Schliessfächern verschwunden ist, hält der Tumult vor der Sparkasse an – und mit ihm die bange Frage vieler Betroffener, was von ihren Werten noch übrig ist.
Mit Material der DPA.