Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) hat die Grenzwache angewiesen, PET- Transporte vermehrt zu kontrollieren. Ziel sei die Identifikation der Exporteure, sagte Michel Monteil, Chef der Sektion Abfallverwertung und -behandlung beim BAFU, gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Die verschärften Kontrollen seien eingeführt worden, weil PET immer wieder exportiert werde, ohne dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten würden.
Der Verein PET-Recycling Schweiz (PRS) schätzt, dass unbekannte Händler heute drei Prozent der PET-Flaschen bei den Sammelstellen abzweigen, wie «20 Minuten» vor einer Woche berichtete. Die Flaschen würden dann nach Asien exportiert und dort teuer verkauft. Da der Verein PRS die Schweizer Recycling-Infrastruktur finanziert, ärgert er sich über die PET-Diebe.
Monteil vom BAFU kritisiert zudem, dass bei den Exporten meist die Meldepflicht verletzt werde. Damit herrsche Unklarheit über die Exportmenge und die Exporteure. Auch wenn es sich nicht um ein «Kapitalverbrechen» im Sinne einer illegalen Entsorgung handle, will er das Problem angehen.
Gutes Geschäft mit PET-Flaschen
Dass mit den scheinbar wertlosen PET-Flaschen Geld verdient werden kann, liegt an der grossen Rohstoffnachfrage, insbesondere in China. Diese habe in den vergangenen Monaten dazu geführt, dass die Verarbeiter für eine Tonne PET über 500 Franken bezahlt hätten, schätzt PRS-Geschäftsführer René Herzog.
Ein Grund für die starke Nachfrage sei die schlechte Baumwollernte. Die Textilindustrie weiche deshalb auf Kunstfasern wie etwa PET aus. Qualitätsware aus der Schweiz sei besonders beliebt. Der Preisanstieg an den Märkten könne teilweise aber auch mit Spekulationen erklärt werden.
Der Export nach Asien lohnt sich aber nicht nur wegen der hohen Handelspreise, sondern auch wegen der günstigen Transportbedingungen: «PET ist leicht und platzsparend», präzisiert Herzog.
Die Flaschen würden von den Händlern mit Lastwagen nach Rotterdam transportiert und von dort aus in Containern verschifft. «Der Umweltschutz wird durch die langen Transportwege ad absurdum geführt».
Droht PET-Pfand?
Neben dem Schaden für die Umwelt sowie dem finanziellen Schaden für PET-Recycling Schweiz könnten auch die Konsumenten die PET- Diebstähle zu spüren bekommen.
Das Gesetz hält nämlich fest, dass die Recyclingquote in der Schweiz mindestens bei 75 Prozent liegen muss. Wird dieser Wert unterschritten, droht die Einführung eines Pfands oder einer Entsorgungsgebühr.
Weil die nicht deklarierten PET-Exporte nicht in die Statistik der gesammelten Flaschen einfliessen, drücken sie die Recyclingquote. 2010 betrug diese laut Herzog rund 80 Prozent. «Steigt die Zahl der nicht deklarierten PET-Exporte weiter an, kommen wir der 75-Prozent-Grenze nahe», sagt Herzog.
Handelspreise für PET sind rückläufig
Gegen diese Befürchtung spricht die aktuelle Entwicklung an den Rohstoffmärkten. Der Europäische Wirtschaftsdienst (EUWID) hat den PET-Handel in Deutschland untersucht und stellte einen Preiseinbruch fest.
Je nach Art der PET-Flaschen zahlten die Verwerter im Mai durchschnittlich 7,0 bis 13,2 Prozent weniger als noch im Vormonat. Massgeblich für diese Entwicklung seien die fallenden Neuwarenpreise, die den Einsatz von teurem Sekundärrohstoff wirtschaftlich nahezu unmöglich machten. Zudem seien mehr PET- Flaschen im Umlauf infolge des warmen Wetters. (sda)