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Nahost-Konflikt

Das Hilfsflotten-Drama geht weiter: Schweizer Gaza-Aktivisten klagen über Haftbedingungen

Nach dem Aufbringen der Gaza-Hilfsflotte ging die Propaganda-Schlacht über die umstrittene Hilfs-Aktion am Sonntag weiter.
Familienangehörige und Unterstützer erwarteten am Sonntagnachmittag am Genfer Flughafen die Rückkehr der neun freigelassenen Schweizer Aktivisten.
Bild: Pierre Albouy/Keystone

Israels Aussenministerium hat Vorwürfe, die Schwedin Greta Thunberg und weitere propalästinensische Aktivisten seien in Haft harsch behandelt worden, scharf als «dreiste Lügen» zurückgewiesen. Der rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben-Gvir sagte dagegen, er sei «stolz, dass wir die Flotten-Aktivisten wie Terrorunterstützer behandeln». In einer Mitteilung Ben-Gvirs hiess es: «Wer Terror unterstützt, ist ein Terrorist und verdient die Bedingungen, die Terroristen zustehen.»

Die israelische Marine hatte am Freitag das letzte der insgesamt 42 Boote der «Global Sumud Flotilla» abgefangen. Mehr als 400 Besatzungsmitglieder aus Dutzenden Ländern wurden in Gewahrsam genommen, darunter auch Thunberg sowie 19 Aktivisten aus der Schweiz. Israel hat am Wochenende bereits damit begonnen, die Aktivisten in ihre Heimat zurückzuschicken.

Wie das Eidgenössische Departement des Äusseren (EDA) am Sonntagmittag mitteilte, befanden sich 10 von 19 Schweizer Flottille-Teilnehmenden noch in Haft, darunter der frühere Genfer Stadtpräsident Rémy Pagani. In einer Videonachricht in den Sozialen Medien erklärte der Schweizer Botschafter in Israel, Simon Geissbühler, diese seien den Umständen entsprechend bei «guter Gesundheit» und vom Botschaftspersonal aufgesucht worden. Zuvor waren laut EDA bereits 9 Schweizer Aktivisten bei guter Gesundheit mit dem Flugzeug in Istanbul angekommen. Die reisten anschliessend nach Genf weiter, wo sie von Familienangehörigen und Unterstützern erwartet wurden.

Angeblich wenig Wasser, Ausschlag von Bettwanzen?

In einer Mitteilung beschwerte sich die Schweizer Delegation der Global Sumud Flotilla über die Haftbedingungen in Israel sowie über Versäumnisse der Schweizer Behörden. «Übereinstimmende Zeugenaussagen berichten von Haftbedingungen, die offensichtlich gegen grundlegende Menschenrechte verstossen: physische und psychische Gewalt, Verweigerung medizinischer Versorgung, willkürliche Einschränkungen des Rechts auf Rechtsbeistand und Verletzungen der Menschenwürde», hiess es in der Mitteilung. Von der offiziellen Schweiz verlangten sie, «das Abfangen der Global Sumud Flotilla und die daraus resultierenden Verhaftungen für illegal» zu erklären.

Das EDA erinnerte seinerseits an die herausgegebene Warnung, dass die Teilnahme an der Flotten-Aktion mit grossen Risiken verbunden sei und die Schweiz von Reisen nach Gaza abrate. «Personen, die sich dennoch dafür entscheiden, tun dies in eigener Verantwortung.»

Der britische «Guardian» hatte zuvor berichtet, Greta Thunberg habe gegenüber schwedischen Repräsentanten über harsche Behandlung in israelischer Haft gesprochen. Sie habe sowohl zu wenig Wasser als auch zu wenig Essen erhalten. Ausserdem habe sie Hautausschläge bekommen, die vermutlich von Bettwanzen verursacht worden seien. Sie habe zudem lange Zeit auf harten Oberflächen sitzen müssen.

Die Zeitung berief sich dabei auf eine E-Mail des schwedischen Aussenministeriums an Thunberg nahestehende Personen. Andere Aktivisten gaben dem Bericht zufolge an, Thunberg sei an den Haaren geschleift und geschlagen worden. Man habe sie auch gezwungen, eine israelische Flagge zu küssen. Ähnliche Vorwürfe wurden auch mit Blick auf weitere propalästinensische Aktivisten geäussert.

In der Stellungnahme des israelischen Aussenministeriums hiess es: «Die Behauptungen über die Misshandlung von Greta Thunberg und anderen Inhaftierten der Hamas–Sumud-Flottille sind dreiste Lügen.» Alle Rechte der Inhaftierten seien «vollständig gewahrt» worden. «Interessanterweise» hätten Thunberg selbst und andere Inhaftierte sich geweigert, ihre Abschiebung zu beschleunigen, und darauf bestanden, ihren Aufenthalt in Gewahrsam zu verlängern. Ebenso habe sich Thunberg nie offiziell bei den israelischen Behörden beschwert.

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