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Kommentar

Führungskrise beim Schweizer Tierschutz: Ist Präsidentin Nicole Ruch Marionette oder Profiteurin?

STS-Präsidentin Nicole Ruch hat versucht, die Missstände in der Organisation kleinzureden und auszusitzen. Fraglich ist, ob sie für die Fehler haftbar gemacht werden kann.
Nicole Ruch ist Präsidentin beim Schweizer Tierschutz.
Bild: Bild: zvg

Seit zwei Jahren schwelt die Führungskrise beim Schweizer Tierschutz (STS), und darunter leiden vorab die Sektionen, welche ehrenamtliche Arbeit an der Front leisten. In ähnlichen Fällen sind Verantwortliche unabhängig von der Schuldfrage rasch zurückgetreten: Sie gewichteten den guten Ruf der Institution höher als die eigene Karriere.

Nicht so beim STS. Schon 2022 waren TV-Moderator Kurt Aeschbacher und ein bekannter Treuhänder kurz nach ihrer Wahl in den Vorstand zurückgetreten, weil Präsidentin Nicole Ruch ihre Reformbemühungen unterlief. Wenig später verliess Immobilienhändler Pascal Reinhard den Vorstand, nachdem Roux und Munz kritische Fragen zu den Immodeals gestellt hatten.

Im Dezember 2022 beschloss der Vorstand eine unabhängige Untersuchung – doch deren Lancierung wurde von der Präsidentin ein halbes Jahr lang verzögert. Erst als im Mai 2023 erste kritische Medienberichte auf der Plattform ­«Inside Paradeplatz» sowie im «Sonntags-Blick» erschienen, gab sie die Untersuchung in Auftrag.

Ob bei der Aufarbeitung von Missständen, der Forderung nach transparenter Rechnungslegung oder beim Verzicht auf die Verrechnung von Spesen von bis zu 5250 Franken im Monat ohne Zeitrapport: Die Präsidentin handelte immer erst auf Druck. Die Zeichnungsberechtigung des von ihr gehätschelten Immo­bilienmaklers wurde erst neun Monate nach seinem Austritt gelöscht – nach Protesten im Vorstand.

Die Beispiele zeigen: Nicole Ruch hat versucht, die Probleme kleinzureden und auszusitzen. Offen bleibt im Moment, ob sie bloss eine «Marionette» des langjährigen Präsidialpaars Heinz und Odile Lienhard war, wie einzelne Weggefährten sagen; diese verweisen darauf, dass sie an Sitzungen der Finanzkommission häufig fehlte und kaum je das Wort ergriff. Oder ob sie neben ihren hohen Spesenbezügen auch persönlich profitierte. Dann könnte Nicole Ruch genau wie das Ehepaar Lienhard für Fehler haftbar gemacht werden. Ist das der Grund, weshalb sich das Trio gegen eine juristische Aufarbeitung wehrt und die Kritiker loswerden will?