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Freie Energie für alle Menschen?

Tesla ist das Markenzeichen Elon Musks und dessen Elektroautos, aber was ist mit dem Menschen Nikola Tesla? Dessen grösster Fehler war es wohl, dass er sich mehr um Menschen als um Profite kümmerte. Wie sähe die Welt wohl aus, wenn unsere Energie für alle Menschen frei wäre, wie Tesla es sich erträumte?

Edy Portmann.

Vor mehr als hundert Jahren erfand der Elektroingenieur Nikola Tesla, mein Erfinderidol, von dem ich bereits mehrfach schrieb, den Wechselstrom und das zugehörige Mehrphasensystem. Damit legte er den Grundstein für unsere Stromversorgung und somit die heute stattfindende Digitalisierung. Zu seiner Zeit bauten die Ingenieure ihre Technologien zwar noch oftmals mechanisch, diese wurden aber schrittweise elektrifiziert. Die US-Volkszählung um 1890 wurde zum Beispiel mit Hilfe von Lochkarten, für die man elektromechanische Sortierer und Mischer einsetzte, durchgeführt. Ihr damals noch überschaubaren Energiehunger steht jedoch in keinem Verhältnis zu dem unserer heutigen Technologie.

Für die Energiegewinnung sind Polaritäten nötig, die Spannung erzeugen, aus der Energie erzeugt werden kann. Heute wird sie ab und an mit Dualität verwechselt, wobei diese eher eine Zweiheit voneinander unabhängiger Gegensätzlichkeit darstellt. Im Unterschied hierzu sind Polaritäten voneinander abhängig: Ein Akku besteht etwa aus einem Plus- und einem Minuspol, und wenn die Pole richtig genutzt werden, dann entfalten sie ihre polare Wirkung. Teslas Traum war es, eine unerschöpfliche Quelle sauberer Energie zu finden. Er vermutete, dass unterirdisch verlaufende Elektroladungen, die mit Entladungen in repetitiven Abständen unterbrochen würden, Energie erzeugen würden. Seine Gewinnung und kabellose Übertragung elektrischer Energie, die uns auch von Akkus befreien würde, stellte die Ingenieure bislang aber vor das Rätsel ihrer Umsetzbarkeit.

Da Tesla bekannt dafür war, dass er die Patente seiner Erfindungen, mit dem Ziel, sein geistiges Eigentum zu schützen, mit Kopierschlüsseln versah, fehlten diesen oftmals die Geheimzutat, die den Nachbau seiner Ideen verhindert. Sein Traum, uns Menschen von den negativen Folgen des Abbaus, der Förderung, des Transports und der Verbrennung fossiler Brennstoffe, die er als Verschwendung bezeichnete, zu befreien, wurde aber letztendlich von seinen Investoren gestoppt und so blieb sein Traum von freier Energie leider bisher ein solcher. Die Investoren rund um den Banker J.P. Morgan versuchten damals nämlich ihre profitablen Industrien zu schützen, die sie über die Jahre aufgebaut hatten. Infolgedessen verteidigen sie ihre Industriezweige, als nichtnachhaltiges, ölbasiertes Erbe ihrer Zeit, bis heute.

Je nachdem sind allenfalls auch heutige Industrien, wie Elon Musks Elektroautoindustrie, dessen Firmenname an Tesla anlehnt, nicht wirklich nachhaltig. Die Herstellung eines ihrer Akkus, so errechnete es der Journalist Johan Kristensson , erzeuge bis zu 17 Tonnen CO 2 , womit ein Benzin-, dessen Wirkungsgrad wohl grösser als der eines Elektroautos ist, bis zu 200’000 Kilometer weit fahren könne. Später fand man zwar heraus, dass Kristensson die Zahl als Rechenbeispiel erfand, um zu zeigen, wie viel CO 2 -Emissionen ein solcher Akku allenfalls verursachen könnte. Aber auch wenn seine Rechnung mit Vorsicht zu geniessen ist, so sind andere gravierende Probleme nicht zu leugnen: An den Orten, an denen das für den Akku benötigte Lithium abgebaut wird, wird die Umwelt unumkehrbar zerstört. Und damit nicht genug: Es ist gut möglich, dass die benötigten Vorräte, um die Produktion auf Elektroauto umzustellen, ähnlich wie Öl, nicht weit reichen.

Man stelle sich also vor, Tesla hätte damals das Unmögliche wahr gemacht und eine saubere, kostenlose Energiequelle entdeckt und damit den Klimawandel abgewendet, bevor dieser überhaupt erst entstanden wäre. Fatalerweise sahen die Investoren damals seinen Traum freier Energie und deren Übertragung als Bedrohung für ihre Geschäftsmodelle und so war Tesla, zum Leidwesen von Mensch und Umwelt, nicht in der Lage, sich deren Unterstützung zu sichern. Aber was halten Sie eigentlich von Tesla? Hätten Sie in seinen Traum investiert?

Der gebürtige Luzerner Edy Portmann ist Informatikprofessor und Förderprofessor der Schweizerischen Post am Human-IST-Institut der Universität Freiburg.