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«Free Banking»: Hat die klassische Bank bald ausgedient?

Datenlecks sind die Begleiterscheinung einer grossen digitalen Umwälzung im Bankgeschäft. Die Neuerungen bringen aber auch Vorteile. Dienstleistungen werden transparenter, günstiger und besser. Der Gang zum Bankschalter wird zunehmend überflüssig.

Die Credit Suisse will den Google- und Robotik-Mann Sebastian Thrun in den Verwaltungsrat holen. Kein Wunder, wenn man sich die Veränderungen vor Augen hält, die Internet-Technologien im Bankgeschäft hervorgebracht haben und noch hervorbringen werden.

Wegen Datenlecks, wie dem gestern bei zahlreichen Banken aufgeflogenen, sorgen die Umwälzungen zwar auch immer wieder für Verunsicherung. Doch aus Kundensicht bringt die Digitalisierung auch viele Vorteile: Sie machen die Dienstleistungen insgesamt transparenter, günstiger und besser.

In Spezialistenkreisen spricht man vom sogenannten «Free Banking». Das heisst vereinfacht gesagt: Bankdienstleistungen werden jenseits von klassischen Banken im Internet angeboten und organisiert. Etwa beim sogenannten Crowd Lending: Hier leihen sich auf einer Nichtbanken-Plattform Kreditgeber und Kreditnehmer gegenseitig Geld aus.

«Wir sind immer noch im Start-up-Bereich, aber insgesamt findet eine grosse Umwälzung statt», sagt Michael Borter, Geschäftsführer von cashare.ch, des ersten und einzigen Crowd-Lending-Portals der Schweiz. Im Vergleich zum gesamtschweizerischen Konsumkreditgeschäft ist cashare.ch zwar noch eine kleine Nummer. «Hätten wir die Marketingmacht von Amazon, Facebook oder Google, hätten wir viel mehr Power», so Borter.

BBVA-Präsident Francisco González hat es kürzlich so formuliert: Entweder die Banken stellen sich dem digitalen Wandel oder sie gehen unter.

Ein Ausblick in die Zukunft:

Zahlungsverkehr: In Zukunft zahlt der Konsument im Laden mit dem Handy. So wie es mit Google Wallet in den USA schon möglich ist. Der Kunde bekommt obendrein die Nachricht, dass es zu Hause im Kühlschrank auch keine Milch mehr gibt. Und so wird der Zahlungsverkehr von einer drögen Sache zum nützlichen Service: Die Systeme der Zukunft erkennen Sie als Kunden, machen Einkaufsvorschläge und stellen die Bankverbindung her.

Beratung: Ähnlich wie auf Tripadvisor werden wir die Bankberater in Zukunft bewerten. Die Schlechten scheiden aus, die Guten bleiben drin. So wird die Qualität gesteigert. Für Berater wirds härter, für Kunden besser. Auch beim Shoppen gibts Beratung. So wie es eine Lösung der türkischen Bank Garanti bereits heute macht: Wenn Sie als Kunde zu viel ausgeben, gibts eine Warnung. Wenn am Monatsende etwas übrig bleibt, Anlagevorschläge.

Handelsgeschäft: Ähnlich wie auf Tripadvisor werden wir die Bankberater in Zukunft bewerten. Die Schlechten scheiden aus, die Guten bleiben drin. So wird die Qualität gesteigert. Für Berater wirds härter, für Kunden besser. Auch beim Shoppen gibts Beratung. So wie es eine Lösung der türkischen Bank Garanti bereits heute macht: Wenn Sie als Kunde zu viel ausgeben, gibts eine Warnung. Wenn am Monatsende etwas übrig bleibt, Anlagevorschläge.

Kreditgeschäft: Crowd Funding und Crowd Lending lauten hier die Schlagworte. Kreditgeber und -nehmer treffen sich auf sich selbst organisierenden Plattformen. Das meiste ist vollautomatisiert. Die Schweizer Crowd-Lending-Plattform cashare.ch hat schätzungsweise 70 bis 80 Prozent weniger Aufwand zur Betreibung des Konsumkreditgeschäfts als herkömmliche Anbieter. So müssen Sie für Kredite weniger bezahlen.

Geld: Grosse soziale Netzwerke könnten für Geschäfte von Nutzern untereinander neue Geldformen einführen. Es gibt dann Google-Geld, Facebook-Moneten und Apple-Zaster. Ähnlich wie Bitcoins, die trotz des jüngsten Börsencrashs noch im Umlauf sind. Je grösser die Netzwerke, umso stärker die Währung. Und wenn man auf einer Plattform alles bekommt, braucht man theoretisch gar keine herkömmlichen Devisen mehr.