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Sonntagspresse

Der Job ist weg – die KI hat übernommen ++ Susanne Wille zu den Sparplänen ++ Schimmel in SBB-Lokführerständen

Bei der Klage gegen Booking.com geht es um viel Geld; allein für die Schweizer Betriebe könnte sich ein möglicher Schaden­ersatz auf einen dreistelligen Millionenbetrag belaufen. Das und mehr lesen Sie in den News der Sonntagspresse.

Der Job ist weg – die KI hat übernommen

Reto Renz ist ein 41-jähriger Grafikdesigner. Er sieht sich jetzt gezwungen, ­seinen Beruf aufzugeben, weil künstliche Intelligenz das Grafikdesign verändert hat: Jede und jeder kann heute zuhause mit­hilfe entsprechender Software in Sekunden gestalten, wofür bis vor kurzem ganze Grafik-Teams Tage bis Wochen brauchten. Nach 20 Jahren Berufserfahrung – davon die letzten zwei als Selbstständiger mit abnehmender Auftragslage – sucht er nun nach einer neuen Anstellung im Sozialsektor.

Renz ist aber laut SonntagsZeitung nicht der Einzige, dem es so ergeht. Die Berufsberatungs- und Informationszentren (BIZ) erleben gerade einen Ansturm von Ratsuchenden, die befürchten, durch KI ersetzt zu werden und sich beruflich dringend neu orientieren wollen.

«Französisch erst in der Sek? Unvorstellbar!»

Martial Courtet ist sauer. Der jurassische Mitte-Politiker ist der höchste Bildungsdirektor der Romandie. Und er nimmt es mehreren Deutschschweizer Amtskollegen übel, dass sie den Beginn des Französischunterrichts in die Sekundarstufe verlegen wollen. Courtet war selbst 10 Jahre lang Sekundarlehrer.

In der SonntagsZeitung sagt er: «Man spricht immer von einer möglichen Überforderung der Primarschüler. Ich sehe eher die Gefahr, dass die Sekundarschule überladen wird. In dieser Zeit passiert bei den Schülern so viel. Wenn man auch noch eine neue Sprache reinstopft, erreicht man die Lernziele nicht mehr.» Sollte es dazukommen, dass Französisch erst ab der Sek gelehrt wird, müsse der Bund intervenieren. «Weil die vereinbarten pädagogischen Ziele in Gefahr wären», so Courtet.

Bundesrat Pfister nimmt Stellung zu den Debakeln in der Armee

Zuerst massive Mehrkosten für den Kampfjet F-35, dann das Fiasko bei den Drohnen: In den letzten Tagen haben sich die Meldungen über Probleme bei Beschaffungsprojekten der Armee überschlagen. Auch bei vielen anderen Projekten läuft es nicht rund. Nun nimmt Bundesrat Martin Pfister Stellung. «Ich lasse alle 17 Topprojekte aufarbeiten und werde dafür geradestehen», sagt er im Interview mit der «NZZ am Sonntag» .

Bundesrat Martin Pfister äussert sich zum Armee-Debakel.
Bild: Anthony Anex / KEYSTONE

Und: «Es kann sein, dass sich dabei auch die Frage nach personellen Konsequenzen stellen wird.» Einen Abbruch des Projekts zur Beschaffung von Aufklärungsdrohnen schliesst Pfister explizit nicht aus: «Nun sind wir definitiv an einem Punkt angelangt, wo wir uns überlegen müssen, ob sie sich überhaupt noch realisieren lässt.» Darüber wolle er in den kommenden Monaten Klarheit haben, so Pfister.

Rund 60 Millionen Franken Mehrkosten gibt es auch bei Militärflugplätzen, wo verdächtige Drohnenbewegungen möglicher Spione festgestellt wurden. Deshalb und wegen Auflagen der USA im Zusammenhang mit dem F-35-Kauf werden die Plätze nun besser geschützt.

Umbau bei der SRG: Susanne Wille im grossen Spar-Gespräch

Im grossen Gespräch mit der «NZZ am Sonntag» erklärt die SRG-Generaldirektorin Susanne Wille, wie sie die SRG für die Zukunft fit trimmen und Hunderte Millionen Franken sparen will. Wille erläutert unter anderem, wie sie dank künstlicher Intelligenz auf Effizienzgewinne hofft. Ausserdem gibt Wille im Interview bekannt, dass die SRG zur Unterstützung des grössten Umbaus ihrer Geschichte die amerikanische Consultingfirma Oliver Wyman zurate ziehen wird.

Die Direktorin warnt zudem vor der Halbierungsinitiative, über welche die Schweizer Bevölkerung im kommenden Jahr abstimmen wird: Bei einer Annahme müsse die SRG ihre heutige regionale Verankerung aufgeben. Ob sie bei einem Ja weiter SRG-Generaldirektorin bleiben würde, lässt Wille offen.

Indoor-Auslauf: Bauern kassieren zu Unrecht Tierwohlbeiträge

Ein betonierter Innenhof statt Auslauf im Freien: Bauernbetriebe mit sogenannten Indoor-Laufhöfen erhalten gemäss Recherchen der «NZZ am Sonntag» in mehreren Kantonen Beiträge für tierfreundliche Auslaufhaltung. Zu Unrecht, wie ein Rechtsgutachten des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) klar festhält.

Dabei geht es um viel Geld. Mit dem Programm «Raus» verteilt der Bund 150 Millionen Franken an Bauern, die ihren Tieren regelmässig Auslauf ins Freie gewähren. «Das BLW hat festgestellt, dass die «Raus»-Bestimmung nicht in allen Kantonen gleich verstanden und vollzogen wird», so das Amt im Gutachten. Dass die Behörden nun genauer hinschauen, sorgt in Bauernkreisen für Aufregung.

Allein im Kanton Luzern haben 20 Bauernbetriebe mit Indoor-Laufhöfen Selbstanzeige erstattet. Der Präsident des Luzerner Bauernverbandes geht schweizweit von Hunderten solchen Ställen aus. Scharfe Kritik äussert der Pro-Natura-Landwirtschaftsexperte Marcel Liner. Er sagt, gewisse Kantone hätten zu lange «beide Augen zugedrückt». Ein Innenhof sei kein Auslauf ins Freie: «Das ist ein Missbrauch von Steuergeldern.»

Schweizer Botschafterin kehrt nach Teheran zurück

Nach Informationen von SonntagsBlick kehrt die Schweizer Botschafterin für den Iran, Nadine Olivieri Lozano, nächste Woche nach Teheran zurück. Das Aussendepartement teilt SonntagsBlick mit: «Wir werden die Botschaft in Teheran wiedereröffnen, wenn es die Sicherheitslage vor Ort zulässt. Zum Zeitpunkt der Wiedereröffnung werden wir eine aktive Kommunikation machen.»

Nach den Angriffen im Iran kehrte Nadine Olivieri Lozano in die Schweiz zurück.
Bild: Keystone

Nach dem israelischen Angriff auf Iran hatte Bundesrat Ignazio Cassis die temporäre Schliessung der Botschaft in Teheran angeordnet. Zuvor hatte die Schweiz Israel und die USA um Sicherheitsgarantien gebeten – diese wurden nicht gewährt. Vor zwei Wochen fuhr die Schweizer Botschafterin Olivieri Lozano mit sechs Schweizer Kollegen in einem Konvoi nach Baku (Aserbaidschan). Andere Botschaftsmitarbeitende waren bereits zuvor nach Turkmenistan gereist. Die Schweizer Botschaft vertritt im Rahmen eines Schutzmachtmandates zugleich die Interessen der USA in Teheran.

Schimmel in SBB-Lokführerständen

Lokomotivpersonal in Regionalzügen des Léman Express beklagt sich über Schimmelbefall in Führerständen. Betroffen sind fünf Züge des Typs Flirt von Stadler Rail. Dies berichtet der SonntagsBlick. Die Züge werden im grenzüberschreitenden Verkehr zwischen Genfersee und französischem Grenzgebiet eingesetzt. Der Léman Express wird von SBB und französischer Staatsbahn betrieben.

Das Problem mit intensiven Schimmelgerüchen in Führerständen stellt sich schon seit mehreren Jahren. SBB-Sprecherin Sabrina Schellenberg sagte dem SonntagsBlick, es gehe um 5 von 32 Zügen des Léman Express. Sie betonte: «Die Meldungen zu den Modergerüchen beziehen sich ausschliesslich auf die Führerstände.» Der Fahrgastraum und somit die Reisenden seien nicht betroffen.

Trotz verschiedener Massnahmen seien vor einigen Wochen bei drei Zügen erneut Modergerüche aufgetreten. Sie stammten möglicherweise von Wasserrückständen, sagt Schellenberg. «Deshalb haben die SBB entschieden, einen betroffenen Zug unter Beizug von internen Fachpersonen und einem externen Labor zu untersuchen.» Die Proben seien vor wenigen Tagen entnommen worden, mit Resultaten rechneten die SBB Ende dieses Monats. (cwu)