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Fussball

Kampf gegen Fangewalt: Personalisierte Tickets stehen vor dem Aus

Der Nationalrat erteilt dem Ansinnen der Polizeidirektoren, bald personalisierte Tickets einzuführen, eine deutliche Abfuhr. Bei der Liga sieht man sich bestärkt.
Bei einem Match des FC Sion werden zahlreiche Pyros gezündet.
Bild: Keystone

Für den Besuch eines Fussballspiels muss wohl auch künftig keine ID am Eingang gezeigt werden: Der Nationalrat hat sich am Mittwoch mit deutlicher Mehrheit gegen einen Vorstoss ausgesprochen, der die Einführung personalisierter Tickets vorantreiben wollte. Bereits beim Online-Kauf sollten die Namen der Käufer mit der Hooligan-Datenbank abgeglichen werden, so die Forderung.

Mit 132 zu 56 Stimmen versenkte die grosse Kammer das Anliegen. Im Ständerat hatte es zuvor noch eine Mehrheit gefunden. Treibende Kraft hinter dem Vorstoss waren die kantonalen Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD). Diese würde lieber heute als morgen und in der ganzen Schweiz auf personalisierte Tickets setzen. Entsprechende Bestrebungen laufen seit längerem – gegen den grossen Widerstand der Fussballclubs und der Liga.

Der Randale-Rückblick von Nationalrat Nause

Reto Nause (Mitte/BE) versuchte mit drastischen Worten das Parlament umzustimmen. Er präsentierte einen Randale-Rückblick, bei dem er geworfene Pyro-Gegenstände im vergangenen Fussballhalbjahr aufzählte. «Wir können von Glück reden, dass wir keine Vorfälle mit schwer verletzten Personen haben», so Nause. Mit der Forderung sollte auch Druck auf Clubs und Liga ausgeübt werden. Nause: «Ich  habe von diesen noch nie gehört, was man gegen die Gewalt tun will. Ich habe immer nur gehört, was eben nicht geht, wenn Massnahmen beschlossen wurden.»

Komplett konträrer Meinung war Jean-Luc Addor (SVP/VS), der sich sonst eher einen Ruf als Hardliner gemacht hat. Er sah im Ansinnen, die Hooligan-Daten an Tickethändler weiterzugeben, einen Dammbruch. Der Persönlichkeitsschutz würde unter dem Deckmantel der Hooliganbekämpfung im Eiltempo über Bord geworfen. Stoppe man den leichtsinnigen Umgang mit solchen Daten nicht, öffne man Tür und Tor für Überwachung und Repression. «Und was kommt als Nächstes? Eine flächendeckende Gesichtserkennung aller Zuschauer?», warnte Addor.

Während die Polizeidirektoren einen Rückschlag erlitten hat, sieht sich die Liga in ihrer Haltung bestärkt. Liga-Präsident Claudius Schäfer sagt auf Anfrage: «Der vorgeschlagene Abgleich – und damit verbunden ein weiterer Schritt hin zu einem personalisierten Ticket – ist nicht zielführend gegen Gewalt im Umfeld von Fussballspielen.» Die meisten Vorfälle fänden ausserhalb der Stadien statt, wo auch personalisierte Tickets nichts nützen würden. Er betont auch, dass Clubs und Liga ihre Verantwortung wahrnehmen würden, «beispielsweise mit dem konsequenten Aussprechen von Stadionverboten und präventiven Massnahmen».

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