Bei mehreren Explosionen vor dem Obersten Gerichtshofes in der brasilianischen Hauptstadt Brasília ist am Mittwoch ein Mann ums Leben gekommen. In einer Erklärung des Gerichts hiess es, dass zwei heftige Explosionen kurz nach Ende einer Sitzung, gegen 19.30 Uhr (Ortszeit), zu hören waren. Die Richter und Mitarbeiter des Gerichts evakuierten das Gebäude.
Die Polizei hatte zunächst mitgeteilt, dass ein Gegenstand vor dem Gerichtsgebäude in der Hauptstadt explodiert war, aber keine weiteren Details genannt. Die Feuerwehr bestätigte später den Todesfall. Aufnahmen in den lokalen Medien liessen ebenfalls auf zwei Explosionen vor dem Gericht schliessen, wobei zwischen der ersten und der zweiten Explosion etwa 20 Sekunden lagen.
Zuvor war noch eine weitere Explosion ausserhalb des brasilianischen Kongresses zu hören. Nach Angaben der Polizei kam die Explosion offenbar aus einem Auto, verletzt wurde jedoch niemand. Die amtierende Gouverneurin des Bundesdistrikts, Celina Leão, sagte in einer Pressekonferenz, der Verdächtige habe Sprengstoff in einem Auto auf einem Kongressparkplatz gezündet, wobei er nicht verletzt worden sei. «Dann näherte er sich dem Obersten Gerichtshof und versuchte, in das Gebäude zu gelangen. Er scheiterte und dann gab es die anderen Explosionen», erklärte Leão.
Lokale Medien berichteten, dass das Auto, das explodierte, einem Mitglied der Liberalen Partei Brasiliens gehören soll, der Partei des ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro. Leão sagte, dass erst die Ermittlungen zeigen werden, ob es sich bei dem Besitzer des Autos um denselben Mann handelt, der bei den Explosionen ums Leben kam. «Es könnte ein einsamer Wolf gewesen sein», sagte Leão in einer Pressekonferenz. Trotzdem empfahl sie, den Kongress am Donnerstag zu schliessen, um kein Risiko einzugehen. Der brasilianische Senat folgte ihrer Aufforderung und das Unterhaus werde nach Angaben des Sprechers, Arthur Lira, bis zum Mittag (Ortszeit) geschlossen bleiben.
Der Oberste Gerichtshof ist in den letzten Jahren zur Zielscheibe von Drohungen rechtsextremer Gruppen und Anhängern des ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro geworden. Die brasilianische Bundespolizei erklärte, dass sie Ermittlungen durchführe und nannte zunächst kein Motiv.
Die Vorfälle ereigneten sich auf dem Platz der drei Mächte in Brasília, auf dem sich die wichtigsten Regierungsgebäude befinden. Die Polizei sperrte alle Zugänge zu dem Gebiet, in dem der Oberste Gerichtshof, der Kongress und der Präsidentenpalast liegen.
José Chrispiniano, ein Sprecher des brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, sagte, der 79-jährige Staatschef sei zum Zeitpunkt der Explosion nicht im benachbarten Präsidentenpalast gewesen. (AP)