Credit Suisse: Ex-Manager zahlen 115 Millionen
19 ehemalige Führungskräfte der Credit Suisse, darunter auch der frühere Präsident Urs Rohner, haben sich in den USA auf eine Zahlung von 115 Millionen Dollar geeinigt. Damit wird eine Sammelklage beigelegt, die 2022 von der Pensionskasse der Stadt Providence nach dem milliardenschweren Verlust durch das Archegos-Debakel eingereicht worden war.
Wie die SonntagsZeitung berichtet, erfolgt die Zahlung ohne Schuldeingeständnis. Ziel ist es, weitere Kosten infolge von Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden. Rund 35 Millionen Franken der Vergleichssumme fliessen an die Anwälte der Kläger. Die Klage warf der Bank vor, aus Spargründen qualifizierte Risikomanager entlassen und kein angemessenes Kontrollsystem aufgebaut zu haben. Diese Vorwürfe wurden in internen Berichten der Credit Suisse, von der Finma sowie im Abschlussbericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) mehr oder weniger bestätigt. Die betroffenen Ex-Manager weisen jedoch jede Verantwortung zurück.
Für die Stadt Providence bringt der Vergleich wenig – das Geld geht an die UBS, die Rechtsnachfolgerin der Credit Suisse. «Wir begrüssen es, dass dieser mehrjährige Rechtsstreit durch einen Vergleich beigelegt wurde», kommentiert UBS-Sprecherin Anita Greil gegenüber der SonntagsZeitung .
Brisanter Vorschlag: Frankreich soll den Schweizer Luftraum schützen
Für Diskussionen sorgt ein unkonventioneller Vorschlag des Militärhistorikers und Strategieexperten Mauro Mantovani. Im Interview mit der SonntagsZeitung regt er an, die Schweiz solle ihre Luftraumverteidigung künftig Frankreich übertragen. Ab 2032, wenn die F/A-18-Kampfjets ausgemustert werden, könnten die Franzosen vorübergehend einen Schutzschirm aufspannen.
«Das würde uns die Gelegenheit geben, einmal intensiv darüber nachzudenken, ob Autonomie in der Landesverteidigung noch sinnvoll ist», sagt Mantovani. Er kritisiert die gegenwärtige Ausrichtung der Schweizer Armee und die Illusion, das Land könne sich im Ernstfall allein verteidigen. Auch die Beschaffung des F-35-Kampfjets sieht er kritisch: Zwar sei das Modell modern, «aber nicht in jeder Hinsicht der am besten geeignete» für die Schweiz.
Polizei-Skandal in Lausanne: Jetzt prüfen die Kantone Massnahmen
Auch die Polizei steht unter Druck. Nach den jüngsten Vorfällen in Lausanne – rassistische Chatnachrichten von Beamten und der Tod eines schwarzen Teenagers auf der Flucht vor der Polizei – will die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) reagieren.
Laut SonntagsBlick trifft sich der Vorstand Mitte September in Graubünden. Diskutiert werden sollen Themen wie Rassismus, Racial Profiling – also Kontrollen allein aufgrund äusserlicher Merkmale – und der drohende Vertrauensverlust in die Polizei. Auf einer internen Traktandenliste steht zudem die Idee unabhängiger Beschwerdestellen. «Man wird die Thematik auf politisch-strategischer Ebene besprechen», bestätigt KKJPD-Generalsekretär Florian Düblin gegenüber dem SonntagsBlick .
Rufmord am Inselspital? Klinikdirektor zeigt Ärztin an
Eine Oberärztin wirft ihrem früheren Vorgesetzten am Berner Inselspital mehrfache Vergewaltigung vor. Der Klinikdirektor weist die Vorwürfe zurück und hat nun selbst Anzeige erstattet – wegen Rufmords.
Wie der SonntagsBlick berichtet, prüft die Staatsanwaltschaft, ob sich die Ärztin strafbar gemacht hat – unter anderem wegen falscher Anschuldigung, Irreführung der Rechtspflege, Verleumdung und übler Nachrede. Der Anwalt des Klinikdirektors wirft dem Spital vor, seinen Mandanten vorverurteilt und dessen Reputation zerstört zu haben. Er kündigt auch arbeitsrechtliche Schritte an. Die Anwältin der Oberärztin weist die Gegenklage als «durchsichtige Verteidigungstaktik» zurück.
Turnverband greift nach Misshandlungen im Trampolinspringen durch
Unter Druck steht auch der Schweizerische Turnverband. Nach Misshandlungsvorwürfen gegen eine Trainerin in Liestal hat er dem dortigen Leistungszentrum die finanzielle Unterstützung entzogen. Bedingung für weitere Zahlungen sind personelle Konsequenzen – Vorstandspräsident und Geschäftsleiter sind inzwischen zurückgetreten.
Wie die NZZ am Sonntag berichtet, war der Stützpunkt bereits vor zwei Jahren in die Schlagzeilen geraten, weil sieben ehemalige Nachwuchssportlerinnen und -sportler Demütigungen, gewaltsames Dehnen, erzwungenes Training trotz Verletzungen sowie Essstörungen publik gemacht hatten. «Wenn Athleten dreieinhalb Jahre im Regen stehen, führt das zu Verunsicherung, bitterer Enttäuschung und Verzweiflung», sagt der Kinder-, Jugend- und Sportpsychiater Marcel I. Raas in der NZZ am Sonntag . Noch glauben die Betroffenen nicht daran, dass sich viel ändert – die beschuldigte Trainerin ist weiterhin im Amt, ihr Pensum wurde sogar erhöht.
Schweizer Richter beklagen politischen Druck durch Parteien
Auch das Justizsystem sorgt für Kritik. Zwölf Richterinnen und Richter aus der Deutschschweiz berichten in der NZZ am Sonntag , sie stünden unter erheblichem Druck von den politischen Parteien, denen sie ihre Wahl verdanken. Mandatsabgaben von bis zu 15 Prozent ihres Gehalts an die Parteien seien üblich. «Es macht mich nervös, wenn ich ein Urteil fällen muss, das meiner eigenen Partei nicht passen könnte», sagt ein Richter eines obersten kantonalen Gerichts.
Der frühere Zürcher Obergerichtspräsident Martin Burger spricht gar von einem «Pizzo» – in Anlehnung an das Schutzgeld der Mafia. Er fordert rasche Reformen und warnt, dass sonst der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die Schweiz zur Änderung des Wahlsystems zwingen könnte. (thr)