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O.J. Simpson ist tot: Vom begabten Football-Spieler zur Hauptfigur im «Prozess des Jahrhunderts»

Der Prozess gegen mutmasslichen Doppelmörder schrieb in den Neunzigerjahren TV-Geschichte. Nun ist der ehemalige Spitzensportler und Kinostar O.J. Simpson im Alter von 76 Jahren gestorben.
So reagierte O.J. Simpson am 3. Oktober 1995 auf das Urteil eines Geschworenengerichts in Los Angeles (Kalifornien), das ihn als 'nicht schuldig' bezeichnete. Links sein Anwalt F. Lee Bailey, rechts der ebenfalls berühmte Fürsprecher Johnnie L. Cochran Jr. 
Bild: Myung J. Chun / AP

Er war, in seinen jungen Jahren, ein begnadeter Football-Spieler. Die Art und Weise, wie O.J. Simpson in den Sechziger- und Siebzigerjahren übers Spielfeld rannte, um Touchdowns zu erzielen, versetzt sportbegeisterte Amerikaner noch heute in Ekstase.

«The Juice» wurde das Ausnahmetalent damals genannt, und einige Jahre lang sah es danach aus, als ob der Bub aus dem Ghetto von San Francisco (Kalifornien) nicht zu bremsen sei. Nach einer Karriere in der Profiliga NFL (National Football League) folgten Auftritte im Fernsehen und im Kino («Die nackte Kanone»), die den Afroamerikaner zu einem Star machten, der geschmeidig sämtliche gesellschaftlichen Barrieren übersprang.

Seine Anwälte kriegten O.J. Simpson frei

Dies alles änderte sich am 12. Juni 1994, als Simpsons Ex-Gattin Nicole Brown und deren Freund Ron Goldman in Los Angeles bestialisch ermordet wurden. Der Verdacht fiel auf O.J., von dem sich Nicole 1992 getrennt hatte, auch weil er sie immer wieder geschlagen hatte. Simpson versuchte sich zuerst den Behörden zu entziehen – seine Flucht mit einem weissen Ford Bronco ist einer der ikonischen Momente der Neunzigerjahre.

Es folgte ein spektakulärer Prozess, der am Fernsehen von Millionen von Menschen mitverfolgt wurde und das moderne Zeitalter der Dauerberichterstattung begründete. Simpson wurde schliesslich für «nicht schuldig» erklärt, von einem Geschworenengericht, das sich mehrheitlich aus dunkelhäutigen Amerikanern zusammensetzte. Das war auch der Verdienst der Anwälte des Stars: Sie stellten die schludrige Arbeit der häufig rassistischen Strafverfolgungsbehörden von Los Angeles ins Zentrum des Prozesses.

O.J. Simpson und seine Gattin Nicole Brown Simpson im Oktober 1993. Die beiden waren von 1985 bis 1992 verheiratet, sahen sich aber auch nach der Scheidung regelmässig. Die beiden hatten zwei Kinder.
Bild: Paul Hurschmann / AP

Simpson gelang es aber nie, sich nach dem «Prozess des Jahrhunderts» zu rehabilitieren – auf der Jagd nach altem Ruhm und neuem Geld sorgte er vielmehr immer wieder für Kontroversen. Zum Verhängnis wurde ihm schliesslich eine gewalttätige Konfrontation in Las Vegas (Nevada), die ausgebrochen war, nachdem Simpson sich persönliche Erinnerungsstücke aneignen wollte. Weil dabei auch Waffen zum Einsatz kam, wurde er 2008 zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Neun Jahre später kam er vorzeitig frei; zuletzt sorgte er nur noch mit Videobotschaften auf sozialen Medien für Schlagzeilen.

Orenthal James Simpson ist am Mittwoch im Alter von 76 Jahren in Las Vegas an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben.