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Bundeshaus-Sicherheit

«Es kann immer sein, dass jemand plötzlich austickt»

Die Schiesserei im kanadischen Parlament wirft Fragen zur Sicherheit des Bundeshauses in Bern auf. Die Verantwortlichen geben sich zugeknöpft, teilen aber mit, das Dispositiv werde «gegebenenfalls angepasst».

Ein 32-jähriger Islam-Konvertit lieferte sich gestern im kanadischen Parlament eine Schiesserei mit Sicherheitsleuten. Kurz davor hatte er bei einem Kriegsdenkmal auf Soldaten geschossen. Ein Mensch starb.

Der Vorfall versetzte Sicherheitsdienste rund um den Globus in erhöhte Alarmbereitschaft. Die Streitkräfte der Vereinigten Staaten verstärkten ihre Präsenz am Grabmal des unbekannten Soldaten in Washington vorsorglich.

Im Berner Bundeshaus beobachtet der Bundessicherheitsdienst die Entwicklung auf der anderen Seite des Atlantiks genau. Mark Stucki von den Parlamentsdiensten sagt auf Anfrage der «Nordwestschweiz»: «Das Parlamentsgebäude ist grundsätzlich ein offenes Haus, welches jedoch aufgrund seiner Funktion, der Nutzer und des Symbolgehalts besonderen Schutzes bedarf.» In Bezug auf Sicherheitsmassnahmen gelte die Devise: «So wenig wie möglich, so viel wie nötig.» Die Situation werde von Spezialisten laufend analysiert und «das Dispositiv gegebenenfalls angepasst». Über eine allfällige Verschärfung im Nachgang zum Anschlag von Ottawa will Stucki keine Angaben machen.

«100-prozentige Sicherheit gibt es nicht»

Die Polizistin und Berner SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler sagt, das Bundeshaus verfüge über ein gutes Sicherheitsaufgebot. Ein gewisses Restrisiko bleibe aber bestehen. «Lobbyisten oder Mitarbeiter des Parlamentes beispielsweise betreten das Bundeshaus ohne grössere Kontrolle. Im Normalfall ist das kein Problem. Doch es kann immer sein, dass jemand plötzlich austickt.»

Eine unmittelbare Verschärfung des Dispositives hält Geissbühler aktuell nicht für notwendig. Sie verlasse sich darauf, dass der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) Informationen über konkrete Bedrohungen an den Bundessicherheitsdienst weiterleite.

Schärfere Vorkehrungen seit 2000

Noch bis zu Beginn des letzten Jahrzehnts konnten Besucher das Bundeshaus weitgehend ungehindert über den Haupteingang beim Bundesplatz betreten. Das änderte sich nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York und dem Attentat von Zug schlagartig. Heute müssen Touristen ähnlich wie am Flughafen eine rigorose Sicherheitskontrolle passieren. Parlamentarier betreten die heiligen Hallen im Regelfall ohne Kontrolle durch eine Drehtür. (lhn)