Bei einem schweren Erdbeben im Norden Afghanistans sind mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen. Das meldete die staatliche Nachrichtenagentur Bachtar. Zudem seien 730 Menschen verletzt worden. Am stärksten sei die Provinz Balch betroffen.

Ein Bewohner der Provinzhauptstadt Masar-i-Scharif berichtete dem staatlichen Rundfunksender RTA, er habe noch nie solche Erschütterungen in der Stadt gespürt. Er selbst habe sich das Bein gebrochen, nachdem er wegen des Bebens aus dem Fenster seines Hauses gesprungen sei.
Der Nachrichtenagentur zufolge kam es in Masar-i-Scharif ausserdem zu Schäden an der historischen blauen Moschee. Ein Video des afghanischen Nachrichtensenders Tolonews zeigt Trümmer auf dem Boden um das Gebäude. Das jahrhundertealte Bauwerk zählt zu den bedeutendsten religiösen Stätten Afghanistans.
Wie der Nachrichtensender unter Berufung eines Behördensprechers zudem berichtete, wurden in der Provinz Badachschan rund 800 Häuser zerstört oder beschädigt.
Das Verteidigungsministerium in Kabul teilte mit, Rettungs- und Notfallteams hätten die betroffenen Gebiete in den Provinzen Balch und Samangan erreicht und ihre Arbeit aufgenommen. Dazu gehörten die Versorgung von Verletzten und die Unterstützung betroffener Familien. Die meisten Verletzten hätten nur leichte Wunden erlitten und seien nach der Erstversorgung entlassen worden, sagte Katastrophenschutzsprecher Jussaf Hammad.
Der Sprecher der Taliban-Regierung, Sabihullah Mudschahid, schrieb auf der Plattform X, das Erdbeben habe die Provinzen Balch, Samangan und Baghlan erschüttert und Opfer sowie finanzielle Verluste verursacht. Er drückte sein Bedauern über die Opfer aus und sagte, die zuständigen Behörden seien damit beschäftigt, den Betroffenen die notwendige Hilfe zukommen zu lassen.
Schäden an der Blauen Moschee
Das Beben war auch in der Hauptstadt Kabul sowie in mehreren weiteren Provinzen des Landes zu spüren. Das Verteidigungsministerium teilte mit, ein Felssturz habe kurzzeitig eine wichtige Gebirgsstrasse zwischen Kabul und Masar-i-Scharif blockiert. Verletzte und eingeschlossene Personen seien ins Krankenhaus gebracht worden.
Die Vereinten Nationen teilten auf X mit, ihre Teams seien vor Ort, um den Bedarf zu ermitteln und dringend benötigte Hilfe zu leisten.
Immer wieder Beben in Afghanistan
Afghanistan wurde in den vergangenen Jahren wiederholt von schweren Erdbeben erschüttert. Das Land hat grosse Schwierigkeiten, auf Naturkatastrophen zu reagieren – besonders in abgelegenen Regionen. Viele Häuser in ländlichen Gebieten werden aus Lehmziegeln und Holz gebaut und gelten als instabil.
Am 31. August 2025 forderte ein Erdbeben der Stärke 6,0 im Osten Afghanistans nahe der Grenze zu Pakistan mehr als 2200 Todesopfer. Am 7. Oktober 2023 kamen bei einem Beben der Stärke 6,3 und mehreren Nachbeben nach Angaben der Taliban-Regierung mindestens 4000 Menschen ums Leben. (dpa)

