notifications
Café fédéral

Ein Politinstrument für alle Fälle: Nach der Aufregung ist vor der «lückenlosen Aufklärung»

Es ist die erste Eskalationsstufe der Politreaktion: die Forderung nach Aufklärung. Aber dafür möglichst lückenlos.
Sieht sich nach Bekanntwerden des finanziellen Engpasses bei der Armee mit Forderungen nach mehr Transparenz konfrontiert: Armeechef Thomas Süssli (rechts).
Bild: Bild: Anthony Anex/Keystone

Es ist vielleicht nicht die schärfste Waffe im politischen Nahkampf, aber dafür ist sie schnell zur Hand: die Forderung nach Aufklärung. Weil Politikerinnen und Politiker selber oft auch wissen, dass das noch nicht nach viel klingt, kommt die Aufklärung selten ohne ihr Präfix aus: lückenlos. Der Kollaps der Credit Suisse, die Budget-Jongliererei der Armee, die Bananen eines Berner Regierungsrats – fast wirkt es, als mache der Wunsch nach Aufklärung einen Sachverhalt erst zum Skandal. Wobei es ironischerweise oft Finanzlöcher und andere Abgründe sind, welche möglichst tiefschürfend aufgearbeitet werden sollen.

Die studierte Schwester der lückenlosen Aufklärung ist indes die totale Transparenz. Das ist lateinisch, was verbirgt, dass es de facto das Gleiche bedeutet. Dass man sich das sparen könnte, ist allerdings im Wort selbst schon enthalten.

Nun ist Aufklärung in der Politik immer gut, denn sie bedeutet, frei nach Kant, den Ausgang des Menschen aus seiner Unmündigkeit (ob selbstverschuldet oder nicht, ist eine andere Frage). Und nichts ist schlimmer für Parlamentarier (lateinisch nahe an der Geschwätzigkeit), als mundtot zu sein.

An dieser Stelle werden Sie sich fragen, was das hier eigentlich alles soll. Um Sie ein wenig aufzuklären: Ohne diesen Text wäre hier am Montagmorgen eine kleine Lücke entstanden – und das ist im Journalismus im Gegensatz zu einem Milliardenloch bei der Armee fast unentschuldbar.