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Medienkolumne

Ein Plädoyer für Kate: Wir werden uns nach den Zeiten sehnen, als eine Fotomontage noch als solche erkennbar war

Künstliche Intelligenz treibt die Medienszene um. 
Ein Bild aus gute Tagen: Prinzessin Kate.
Bild: Kin Cheung / AP

Wer momentan einen Fachkongress unserer Branche besucht, kennt das Programm bereits, ohne sich weiter informieren zu müssen: künstliche Intelligenz in all ihren Facetten. Doch mit zunehmenden Tagungen verliert auch die KI einen Teil ihres Schreckens. Man wird sozusagen KI-resistent.

Aufgefallen ist mir dies bei der traditionellen SWA-Jahrestagung vergangene Woche. Präsident Roger Harlacher begrüsste von der Leinwand die Anwesenden makellos in verschiedenen Sprachen. Täuschend echt zwar, am Ende aber ein klassischer KI-Fake. «Nichts Neues», raunte mir ein Zuschauer ins Ohr. Beim Communication Summit habe man den Ogi gesehen, wie er seine legendäre Neujahrsansprache vor dem Tunnelportal in Kandersteg auf Japanisch gehalten habe.

Es macht fast den Anschein, als würde man solche «Verfremdungen» bereits heute schon als normal taxieren. Schon bald wird Christoph Blocher absolut authentisch für einen sofortigen EU-Beitritt plädieren, Michelle Hunziker stilechtes Schaffhauserdeutsch sprechen und Marco Odermatt seinen baldigen Rücktritt verkünden.

Richtig stören täte dies niemanden mehr, man betrachtete es als neue Normalität. Vielmehr ärgert man sich über Prinzessin Kate, die noch an ihren Familienbildern rumretuschiert. Vielleicht müsste man Kate aber gerade dafür die Krone aufsetzen; zeigt sie damit, dass man noch nicht für alles KI benötigt. Wir werden jedenfalls schon bald sehnsüchtig an die Zeiten zurückdenken, als eine Fotomontage noch als Fotomontage erkennbar war.