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Neuer Papst

«Ein Papst muss alle mit Liebe und Zärtlichkeit umarmen»

Papst Franziskus hat vor Hunderttausenden von Pilgern und Gläubigen auf dem Petersplatz in einer feierlichen Zeremonie sein Amt angetreten. Das Pontifikat des 266. Papstes hat damit auch offiziell begonnen.

Der 76-jährige Argentinier ist der 266. Papst der Weltkirche. Einem feierlichen Ritus folgend erhielt das Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken weltweit die päpstlichen Insignien - den Fischerring und das Pallium, eine Art Schal.

Franziskus wollte keinen Ring aus massivem Gold, sondern einen vergoldeten Silberring, den Kardinaldekan Angelo Sodano übergab. Den Wollschal bekam er von Protodiakon Jean-Louis Tauran umgelegt. Dieses Pallium hatte bereits Vorgänger Benedikt XVI. getragen.

Die Überreichung der Insignien markiert den Beginn des Pontifikats. Stellvertretend für alle Kardinäle gelobten sechs Purpurträger, darunter der Kölner Kardinal Joachim Meisner, Franziskus anschliessend feierlich ihren Gehorsam.

"Berufung zum Hüten"

In seiner Predigt rief der Papst die Menschen dazu auf, die Schöpfung zu bewahren. Die "Berufung zum Hüten" betreffe alle: "Sie besteht darin, Achtung zu haben vor jedem Geschöpf Gottes und vor der Umwelt, in der wir leben", sagte der 76-Jährige. Im Grunde sei alles der Obhut des Menschen anvertraut, und das sei eine Verantwortung, die alle betreffe.

Er mahnte, wenn der Mensch dieser Verantwortung nicht nach komme, dann gewinne die Zerstörung Raum, "und das Herz verdorrt". In jeder Epoche der Geschichte gebe es leider solche "Herodes", die Pläne des Todes schmieden, das Gesicht des Menschen zerstören und entstellen würden.

Franziskus sagte, es sei auch seine Aufgabe, "mit Liebe und Zärtlichkeit die gesamte Menschheit anzunehmen, besonders die Ärmsten, die Schwächsten, die Geringsten". "Vergessen wir nie", so der Papst, "dass die wahre Macht der Dienst ist."

Im offenen Jeep durch die Menge

Vor der Messe jubelten die Menschen dem neuen Mann auf dem Stuhl Petri zu, als er in einem offenen Jeep - und nicht im schusssicheren Papamobil - durch die Menge fuhr und sie begrüsste.

Ein Meer von Fahnen aus aller Welt und Spruchbändern war auf dem Platz vor dem Petersdom zu sehen, auf dem nach Angaben des Vatikans 150'000 bis 200'000 Menschen zusammengekommen waren. Dutzende Staatspräsidenten, Regierungschefs, Vertreter der Königshäuser sowie von anderen Religionen reisten zur Amtseinführung nach Rom.

Einladung Burkhalters

Nach der Messe empfing Franziskus in der Peterskirche 132 Delegationen aus aller Welt. Sie schüttelten dem Papst die Hand, manche überreichten Geschenke. Der Papst trug dabei ein schlichtes weisses Gewand und setzte sich nicht wie vorgesehen auf einen Stuhl, sondern sprach mit den Gästen im Stehen.

Auch der Schweizer Aussenminister Didier Burkhalter überbrachte dem Papst bei einem kurzen Gespräch die guten Wünsche der Schweiz. Der Bundesrat sagte Franziskus, er sei sehr willkommen, wenn er die Schweiz besuchen wolle, wie das Eidg. Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) mitteilte.

Auch Mugabe anwesend

Unter den Gratulanten war auch die argentinische Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner, die von Franziskus bereits am Montag in Audienz empfangen worden war. Aus Lateinamerika gratulierten zudem die brasilianische Staatschefin Dilma Rousseff und ihr ecuadorianischer Kollege Rafael Correa, dem Tränen in den Augen standen.

Zu den umstrittenen Gästen gehörte Simbabwes Staatschef Robert Mugabe. Die Europäische Union hat ihn zwar mit einem Einreiseverbot belegt, in den Vatikan darf Mugabe jedoch reisen.

Zudem war der taiwanische Präsident Ma Ying Jeou angereist, zu dessen Land der Vatikan auf Druck Chinas die diplomatischen Beziehungen abgebrochen hatte. Aus dem Iran gratulierte Aussenminister Ali Akbar Salehi.