Vor der Konferenz in Cancún hätten nur wenige darauf gewettet, dass sich die internationale Gemeinschaft noch einmal aufrafft. Die Ankündigung Japans, auf keinen Fall eine zweite Phase der Kyoto-Verpflichtungen einzugehen ohne die USA und China an Bord, schien den Verhandlungen schon zum Auftakt den Todesstoss zu versetzen. Dass nun doch ein Kompromiss zustande kam – trotz Wirtschaftskrise, trotz Sieg der Republikaner in den USA und trotz bolivianischer Grundsatzkritik – ist ein Erfolg. Und vor allem zwei Frauen aus Lateinamerika zu verdanken: UNO-Klimachefin Christiana Figueres aus Costa Rica und Mexikos Aussenministerin Patricia Espinosa, die den sinkenden Dampfer mit viel Einfühlungsvermögen wieder aufrichten konnten. Auch wenn der Schritt nach vorne winzig ist und der Prozess furchtbar zäh vorangeht.
Nichts tun geht nicht mehr
Deshalb haben auch die kritischen Umweltschutzorganisationen das Abkommen von Cancún begrüsst. Denn es hat verhindert, dass der Klimaschutz zum Nebeneinander loser Absichtserklärungen und bilateraler Entwicklungshilfe verkommt. Ein internationaler Rahmen, der Rechte und Pflichten für alle festschreibt, ist wichtig. Aber längst nicht ausreichend. Jede Selbstverpflichtung – wie die der EU, aber auch der Chinesen, Brasilianer und Mexikaner – ist wichtig und wegweisend, jede technologische Innovation, jede Initiative der Zivilgesellschaft zum Schutz der Erdatmosphäre vor den Treibhausgasen. Und davon gibt es eine ganze Menge, wie auf den vielen Nebenschauplätzen des Cancún-Gipfels eindrucksvoll vorgeführt wurde. Das Schneckentempo der Weltgemeinschaft mag einen zur Verzweiflung treiben – eine Ausrede für Nichtstun ist es nicht.