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US-Politik

Mit Schädelbruch im Spital: Nach Attacke auf Nancy Pelosis Ehemann herrscht Entsetzen über Gewalt im Wahlkampf

Paul Pelosi, der Gatte der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, befindet sich nach brutaler Attacke in Spitalpflege. Der mutmassliche Täter hatte es auf die Demokratin Nancy Pelosi abgesehen. 

Nancy Pelosi und ihr Ehemann Paul Pelosi. Die beiden sind seit September 1963 miteinander verheiratet und haben fünf Kinder.
Bild: Keystone

Die Attacke auf den Ehemann der hochrangigen demokratischen Politikerin Nancy Pelosi hat am Freitag landesweit für Empörung gesorgt. «Genug ist genug ist genug», sagte Präsident Joe Biden während eines Wahlkampfauftrittes in Philadelphia. Gewalt habe in der Politik nichts verloren und «jeder gewissenhafte Mensch» müsse solche Taten verurteilen, sagte Biden. Mit ähnlichen Worten verurteilten hochrangige Republikaner den Vorfall.

Der Financier Paul Pelosi (82), seit mehr als 49 Jahren mit der demokratischen Abgeordneten verheiratet, war in der Nacht auf Freitag im gemeinsamen Haus in San Francisco (Kalifornien) attackiert worden. Ein 42 Jahre alter Mann hatte sich kurz vor 2.30 Uhr Lokalzeit Zugriff zur Stadtvilla der Pelosis verschafft, angeblich, weil er nach «Nancy» gesucht habe. (Sie befand sich zum Zeitpunkt des Attentats nicht im Haus.)

Paul Pelosi gelang es zwar, die Polizei zu alarmieren, in dem er heimlich die Notfallnummer 911 wählte. Als die Ermittlungsbehörden aufkreuzten, wurde er aber durch den Einbrecher mit einem Hammer am Kopf verletzt. Unter anderem erlitt er einen Schädelbruch.

Er musste sich in Spitalpflege bringen lassen. In der Nacht auf Samstag befand sich Pelosi im Zuckerberg San Francisco General Hospital. Er sei erfolgreich am Kopf operiert worden, teilte ein Sprecher seiner Gattin mit. Paul Pelosi weise zudem «schwere Verletzungen am rechten Arm und seinen Händen» auf.

Täter war Anhänger von Verschwörungstheorien

Über den mutmasslichen Täter, einem Mann aus dem Grossraum San Francisco, war vorerst nur bekannt, dass er im Internet regelmässig rechtsextremistisches Gedankengut verbreitet hatte. William Scott, der Chef der Stadtpolizei von San Francisco, sagte aber in einer Pressekonferenz, der Mann habe sein Opfer nicht zufällig ausgewählt. «Das war volle Absicht. Und das ist falsch», sagte Scott. Dem Attentäter droht unter anderem eine Anklage wegen versuchten Mordes.

Nancy Pelosi, 82 Jahre alt, steht seit fast 20 Jahren an der Spitze der demokratischen Fraktion im Repräsentantenhaus. Als eine der einflussreichsten Frauen in Washington ist die machtbewusste Politikerin schon lange Ziel verbaler Angriffe des politischen Gegners. Auch am Freitag konnten es einige Republikaner nicht lassen, Pelosi zu attackieren. So sagte Glenn Youngkin, der Gouverneur von Virginia, während eines Wahlkampfauftrittes: «Für Gewalt hat es nirgendwo Platz, aber wir werden sie zurückschicken», damit Pelosi ihrem Mann zur Seite stehen könne.

Pelosi kandidiert bei der nationalen Wahl am 8. November für eine 18. Amtszeit; allgemein wird damit gerechnet, dass sie selbst nach einem erneuten Sieg in ihrem demokratisch dominierten Wahlbezirk in den Ruhestand treten und den Posten der Fraktionschefin zur Verfügung stellen wird. Den Posten der Speakerin – das sie seit 2019 zum zweiten Mal ausübt – dürfte sie gemäss aktuellen Umfragen sowieso an ihren Kontrahenten Kevin McCarthy verlieren, den Chef der republikanischen Fraktion. Pelosi, die als begnadete Spendensammlerin ihrer Partei gilt, weigerte sich aber bisher, Auskunft über ihre Zukunftspläne zu geben.