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Der Lidl-Skandal

Ehemalige Mitarbeiter erheben schwere Vorwürfe gegen Lidl Schweiz

Das Schweizer Personal des deutschen Handelsriesen leidet unter verheerenden Arbeitsbedingungen. Die Rede ist von «Gehirnwäsche» und «Sektenbetrieb».

Drei Jahre nach dem Markteintritt in die Schweiz packen ehemalige Angestellte in der Zeitung «Der Sonntag» aus: «Es war der Horror». Am Hauptsitz in Weinfelden TG herrscht eine bizarre Welt, wie mehrere ehemalige Kader-Angestellte berichten. Das Lidl-System sei durch Paranoia, Umsatzgier und Kaltherzigkeit getrieben. Private Kontakte unter Angestellten sind unerwünscht. Selbst ein Feierabendbier hat laut „Sonntag" in der Lidl-Welt keinen Platz.

«Es gab Angestellte, die sich dennoch mit dem Arbeitskollegen am Abend einen Drink genehmigten und dabei gesichtet wurden. Sie mussten am nächsten Tag beim Chef antraben», erzählen zwei Ex-Kader dem «Sonntag». «Wir haben deshalb immer darauf geachtet, möglichst weit voneinander weg zu parkieren, und uns dann in der Bar zu treffen.» Auch Telefonanrufe unter Angestellten nach Arbeitsende sind den Lidl-Machthabern suspekt.

Lidl nimmt keine Stellung

Es gilt sich dunkel zu kleiden, möglichst ohne Farbtupfer. Ein Mitarbeiter, der mit internen Informationen an die Presse gelangte, wurde vom Firmenchef vor versammeltem Personal als «Zecke» denunziert, die «Blut sauge» und die man identifizieren werde. Weiter wurden Führungskräfte aufgefordert, statt Kündigungen auszusprechen, die Mitarbeiter «professionell zu mobben», bis sie gehen.

Schriftliche Weisungen dazu gibt es nicht. Denn Lidl ist ein gebranntes Kind: 2008 flog auf, dass in Deutschland Mitarbeiter systematisch ausspioniert wurden - mit Methoden, die an die Stasi erinnerten. Lidl erhielt zwar eine Busse. Doch offensichtlich hat sich die Lidl-Kultur wenig verändert. Ex-Mitarbeiter sprechen von «Gehirnwäsche» und «Sektenbetrieb» Lidl wollte gegenüber dem „Sonntag" zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen.