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Sonntagspresse

Egoistische Bergsteiger, voreingenommene Wähler und luxusversessene Schweizer 

Reinhold Messner kritisiert die mangelnde Empathie am Berg, Wähler lassen sich durch den Namen beeinflussen und viele Schweizer wollen nicht mehr nur teuer kaufen, sondern frönen dem Super-Luxus - die News der Sonntagspresse. 

Der Extrembergsteiger Reinhold Messner kritisiert mangelnde Empathie in den Bergen. «Der Egoismus ist stärker als die Solidarität mit Verunglückten. Jeder Alpinist in der Schweiz weiss: Es ist selbstverständlich, eine Tour abzubrechen und einen Verunfallten zu retten. Die Empathie, diese ganz selbstverständliche Hilfsbereitschaft, ist verloren gegangen», sagte Messner im SonntagsBlick-Interview.

Reinhold Messner kritisiert den Alpinismus.
Bild: Keystone

Er reagiert auf den Tod des Pakistanis Mohammed Hassan. Dieser starb während einer K2-Expedition. Trotz seines Todeskampfs setzten manche Bergsteiger die Tour auf den K2-Gipfel fort und stiegen, wie Videos zeigen, über Hassan. «Die Menschen wollen unbedingt neue Rekorde aufstellen, koste es, was es wolle. Sie sehnen sich nach Anerkennung. Es wäre gut, wenn die Gesellschaft den Rekordjägern diese Anerkennung verweigern würde. Der Alpinismus ist vor die Hunde gegangen», sagte Messner. Der Südtiroler gilt als bekanntester Bergsteiger der Welt.

Wähler und Parteien diskriminieren Kandidaten mit ausländischen Namen

Kandidierende mit ausländisch klingenden Namen erhalten im Durchschnitt 5 Prozent weniger Stimmen als Personen mit typisch schweizerischen Namen auf derselben Wahlliste. Dies zeigt eine neue Studie von Politologen, die der SonntagsZeitung vorliegt. Je weiter rechts eine Partei politisiert, desto ausgeprägter ist das Phänomen. Zudem setzen Parteifunktionäre Leute mit ausländischen Wurzeln häufiger auf hintere Listenplätze, wodurch ihre Wahlchancen geschmälert werden.

Wer gewählt wird, das hängt auch vom Namen ab. (Symbolbild)
Bild: Keystone

«Kandidierende mit Migrationshintergrund werden nicht nur von der Wählerschaft diskriminiert, sondern indirekt auch von den Parteiführungen», sagt Daniel Auer, Politologe an der Universität Turin und Mitautor der Studie. Eine Folge davon ist, dass Menschen aus Migrantenkreisen in der Schweizer Politik untervertreten sind. Für die Analyse wurden Parlamentswahlen in über 20 Schweizer Gemeinden zwischen 2006 und 2018 ausgewertet.

Tasche für 30’000 Franken, Schuhe für 2200 Franken: Es kann nicht teuer genug sein

Seit Anfang Jahr sind Luxusmarken mit auffälligen Logos weniger gefragt. Stattdessen ist Super-Luxus angesagt, wie die SonntagsZeitung schreibt. Die Kundschaft legt Wert auf dezente Produkte, die noch viel mehr kosten, beispielsweise auf die Birkin Bag von Hermès, die neu und je nach Modell schnell mal über 30’000 Franken kostet und nur nach einer Wartezeit von einigen Jahren erhältlich ist. Oder auf den Stiefel der Marke Loro Piana, die zu LVMH gehört und 2200 Franken gehört.

Die Luxushandtasche «Birkin Bag». 
Bild: Keystone

Der Trend zum sogenannten «stillen Luxus» beschert vor allem dem Luxuskonzern Hermès Aufwind - im ersten Halbjahr wuchs der Umsatz um 20 Prozent. Aber auch der französische Luxuskonzern LVMH und das Schweizer Luxushaus Richemont wachsen. Der Wunsch nach hochpreisigem Luxus wird durch die aktuellen Ereignisse in der Welt verstärkt: Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise, die steigenden Zinsen und das Bankenbebe in der Schweiz verursachen Unsicherheit. «Luxusmarken stehen für sichere Werte und geben einem gleichzeitig die Möglichkeit, der Realität zu entfliehen», sagt Lucia Malär, Markenforscherin und Dozentin an der Universität Bern.

Teurer Schulstart: Für den Thek geben die Eltern rund 300 Franken aus

Auch der Schulthek, einst ein einfaches Transportbehältnis, ist heute eine Art Statussymbol – ausgestattet etwa mit magnetischem Verschluss und verstellbarem Rückenteil. Wie die SonntagsZeitung schreibt, hat in der Schweiz die deutsche Marke Ergobag mit ihrer Technik aus dem Bergsport im letzten Jahrzehnt einen Höhenflug hingelegt und die Branche aufgemischt. Inzwischen gilt ein Ergobag als «Rolls-Royce unter den Theks».

Ein Thek ist heute kein Alltagsgegenstand mehr, sondern ein Statussymbol.
Bild: Keystone

Das zeigt sich auch beim Preis: Nur schon für die Grundausstattung müssten Eltern mindestens 300 Franken rechnen, sagt Regula Weigelt, Inhaberin der Papeterie Schiff in St. Gallen. Viele Eltern zahlen derart stolze Preise. Sie erwarten beim Kauf, dass ihr Kind den Schulsack über die gesamte Primarschulzeit nutzt. Laut SonntagsZeitung ist das aber selten so: Im Alter von etwa 10 Jahren finden manche, der Thek sei zu kindisch und sie bräuchten nun stattdessen einen Schulrucksack. Heisst: Nach nur gerade drei Jahren werden die teuren Theks oftmals schon wieder ausgemustert. (has)