
Der US-Auslandsgeheimdienst CIA hat Anfang Dezember einen Drohnenangriff auf eine Hafenanlage an der venezolanischen Küste durchgeführt. Ziel war ein abgelegenes Dock, das US-Behörden der berüchtigten Bande Tren de Aragua zurechnen, wie CNN am Dienstag exklusiv berichtete.
In dieser Hafenanlage von Tren de Aragua sollen Drogen gelagert und auf Boote für den Weitertransport verladen worden sein. Zum Zeitpunkt des Angriffs befand sich laut mit der Operation vertrauten Personen niemand vor Ort; es gab keine Opfer.
Es handelt sich um den ersten bekannten US-Angriff auf venezolanisches Staatsgebiet. Bisher hatte Washington im Rahmen seiner Anti-Drogen-Strategie lediglich mutmassliche Schmugglerboote in internationalen Gewässern attackiert oder sanktionierte Öltanker beschlagnahmt.
Laut US-Medien hat es bisher mehr als 30 solcher Angriffe auf Drogenboote gegeben, mit mindestens 107 Toten. Die Tötung von zwei Schiffbrüchigen Anfang September hat US-Kriegsminister Pete Hegseth politisch stark in Bedrängnis gebracht und eine Kongressuntersuchung wegen mutmasslicher Kriegsverbrechen nach sich gezogen.
Donald Trump bestätigte den Angriff indirekt. In Florida sagte er zu Reportern, man habe den Bereich getroffen, «wo sie die Boote mit Drogen beladen». Dann fügte er hinzu: «So we hit all the boats, and now we hit the area», wie CNN den US-Präsidenten zitierte. Ob die CIA oder das Militär den Schlag ausführte, liess Trump offen. Die CIA selbst sowie das Weisse Haus lehnten eine Stellungnahme ab. Klar ist aber, dass Trump seinen Auslandsgeheimdienst schon früher im Jahr damit beauftragt hat, Geheimoperationen gegen Venezuela durchzuführen.
Zunehmend aggressive Politik gegen Maduro
Der Angriff fügt sich in eine zunehmend aggressive Venezuela-Politik der Trump-Regierung ein. Diese begründet ihr Vorgehen offiziell mit der Bekämpfung des Drogenhandels, zielt aber zugleich auf Präsident Nicolás Maduro, dessen Sturz Washington seit Jahren anstrebt. Noch immer ist ein Kopfgeld von 50 Millionen Dollar auf den Staatschef ausgesetzt. Trumps Stabschefin Susie Wiles sprach laut CNN offen davon, Maduro zum Nachgeben zwingen zu wollen.
Brisant ist auch der rechtliche Rahmen: Während das US-Militär bislang nur Einsätze auf See durchführen durfte, hatte Trump der CIA zuvor erweiterte Befugnisse für verdeckte Operationen in Lateinamerika eingeräumt. Der aktuelle Schlag gilt allerdings selbst in US-Kreisen als eher symbolisch, da er nur eine von vielen genutzten Schmuggelrouten traf.
Die venezolanische Regierung äusserte sich bisher nicht direkt zum Angriff. Innenminister Diosdado Cabello verurteilte jedoch eine Serie von «Drohungen, Angriffen und imperialem Wahnsinn», wie die «New York Times» den Politiker zitierte. Unabhängig davon hat mit diesem Angriff der Konflikt zwischen den USA und Venezuela eine neue, riskante Eskalationsstufe erreicht. Die USA haben aktuell in der Karibik die grösste Flottenkonzentration seit der Kuba-Krise 1962 zusammengezogen, angeführt vom Super-Flugzeugträger USS Gerald R. Ford.


