Für ihre Interview-Reihe «The Insider» reisten «Economist»-Chefredaktorin Zanny Minton Beddoes und ihr Stellvertreter Ed Carr diese Woche von London nach Washington, D.C. und trafen dort Steve Bannon zum Gespräch. Ziel des Formats: Gespräche mit Personen zu führen, deren Ansichten von den eigenen abweichen.
Bannon gehörte zu den Vertrauten von US-Präsident Donald Trump. In dessen erster Amtszeit war er als Berater und Chefstratege im Weissen Haus tätig. Der 71-Jährige ist einer der Architekten der Maga-Bewegung.
Im Interview mit den beiden «Economist»-Gastgebern zeigte Bannon klar und deutlich auf, wie er und seine Mitstreiter die USA umbauen wollen. Das sind die bemerkenswertesten Aussagen.
Eine mögliche dritte Amtszeit Trumps
Bannon sagt, es sei ihm ein Anliegen, dass sich in den Vereinigten Staaten wieder die kleinen Menschen, die Arbeiter- und Mittelklasse, das Rückgrat der Nation, den Wohlstand teilen.
Als Carr ihn fragte, ob es für die Umsetzung seiner Pläne eine dritte Amtszeit Trumps benötige, sagte er:
«Nun, er wird eine dritte Amtszeit bekommen. Trump wird 2028 nochmals Präsident. Die Leute sollen sich einfach damit abfinden.»
Minton Beddoes hakte nach, wie das denn mit dem 22. Zusatzartikel der US-Verfassung zu vereinbaren sei, der die Amtszeit des Präsidenten auf zwei Amtszeiten begrenze. Bannon dazu:
«Zu gegebener Zeit werden wir den Plan präsentieren. Es gibt einen Plan und Trump wird auch 2028 Präsident sein.»
Bannon ist überzeugt, dass das Land Trump als Präsidenten brauche, man müsse beenden, was man begonnen habe. Der 71-Jährige betonte:
«Ich weiss, dass euch dies verrückt macht, aber Trump ist ein Instrument der göttlichen Vorsehung.»
Der ehemalige Chefstratege Trumps machte klar: «Wir brauchen ihn – mindestens für eine weitere Amtszeit.» Er ergänzte: «Der einzige Weg, dass Trump auch nach 2028 im Amt ist, ist durch den Willen des amerikanischen Volks. Der Wille des amerikanischen Volkes ist das, was die Verfassung verkörpert.»
Am Ende des Interviews verglich Bannon Trump auch noch mit Moses, so gross seien dessen Verdienste für das Land.

Die Ziele der Maga-Bewegung
Man befinde sich derzeit in einem politischen Krieg, betonte Bannon. Carr wollte wissen, was denn das Ende dieses Krieges sei. Bannons Antwort: «Am Ende werden wir die Verantwortung tragen.» Und weiter:
«Wir werden die Institutionen kontrollieren, den politischen Prozess. Wir werden dieses Land zurückerobert, umgekrempelt und den Bürger an erste Stelle gesetzt haben.»
Die Maga-Bewegung werde «keinen Zentimeter zurückweichen, bis wir dies alles erreicht haben. Und ratet mal: Wir werden gewinnen».
Das Individuum, der kleine Mann, die kleine Frau, könne nicht besiegt werden. Das sei die Stärke der national-populistischen Maga-Bewegung in diesem Land. Bannon führte aus:
«Ihr könnt uns ins Gefängnis stecken, uns unsere Kreditkarten wegnehmen, unsere Konten sperren: Wenn wir nicht aufgeben, sind wir unbezwingbar.»
Lob für Le Pen, Farage und AfD
Im Gespräch äusserte sich Steve Bannon auch zu «national-populistischen» Bewegungen in europäischen Ländern. So ist er überzeugt, dass der rechtspopulistische britische Politiker Nigel Farage der nächste Premierminister Grossbritanniens sein wird. In Frankreich werde hoffentlich Marine Le Pen vom Rassemblement National die kommende Präsidentin.

Farage und seine Partei Reform UK, Le Pen, die AfD, Matteo Salvini und seine Mitstreiter, die rechtspopulistische Partei Vox aus Spanien, sie alle würden denselben Kampf führen wie die Maga-Bewegung. «Ich bin begeistert davon, was diese Bewegungen erreicht haben. Sie hatten alle gegen sich.»
Trump habe dazu beigetragen, die Nationalisten Europas zu mobilisieren. Nun könnten sie ihre Früchte bald ernten.
