Erik Fyrwald verfügt über ein beeindruckendes Pokerface. Dies wird deutlich, als der Syngenta-CEO zur Pressekonferenz der Halbjahresbilanz 2016 einlädt. Fyrwald, ein US-Amerikaner, der seit Juni im Amt ist, wirkt locker, beantwortet Fragen der Journalisten mit einem Lächeln. Würde man die Hintergründe, die Zahlen des ersten Halbjahres von Syngenta nicht kennen, man würde glatt von einem gelösten Auftritt sprechen. Von einem zufriedenen Firmenchef auch.
Die Syngenta-Zahlen der ersten sechs Monate dieses Jahres sind aber alles andere als beeindruckend. Der Umsatz in der Berichtsperiode sank um 7 Prozent, auf knapp 7,1 Milliarden US-Dollar. Der Reingewinn beträgt zwar immer noch beeindruckende 1,1 Milliarden Dollar. Auf den zweiten Blick fällt aber auf, dass dieser um ganze 13 Prozent tiefer ist als im Vorjahr. Es sind dies Zahlen, die Erik Fyrwald nicht gefallen können – auch wenn man ihm dies nicht ansieht, während er eben diese Ergebnisse präsentiert. Marktexperten hatten im Voraus mit besseren Werten beim Umsatz und beim Gewinn gerechnet. Die Erwartungen wurden also verfehlt.
Gründe für dieses Ergebnis gibt es gleich mehrere. Das rund 29 000 Mitarbeiter zählende Unternehmen litt im ersten Halbjahr 2016 einerseits unter den tiefen Rohstoffpreisen. Andererseits war da der starke Dollar sowie die allgemeine angespannte wirtschaftliche Lage, die das Ergebnis des Agrarkonzerns drückte. Die Syngenta beziffert das Ausmass der negativen Währungseffekte auf zirka 200 Millionen US-Dollar. Auch das Wetter machte dem Saatguthersteller das Leben zusätzlich schwer. Ungünstige Witterungsverhältnisse in Nordamerika und vor allem in Europa beeinflussten die Zahlen stark.
Mit einem Effizienzprogramm will man für das ganze Jahr 300 Millionen Dollar einsparen – und somit den schwierigen Marktverhältnissen entgegenzuwirken.
ChemChina-Deal: Viel Zuversicht
Keine wirklich neuen Informationen wollte Fyrwald zum 44-Milliarden-Deal mit ChemChina veröffentlichen, der seit Anfang Februar bekannt ist. Die Übernahme durch das chinesische Staatsunternehmen sei auf gutem Weg, man führe konstruktive Gespräche mit den Regulierungsbehörden, welche den Deal überwachen. «Wir machen Fortschritte und sind zuversichtlich, dass wir die Transaktion bis Ende Jahr abschliessen können», sagt Fyrwald – mit einem Lächeln im Gesicht.
Ende April, bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen, klang es beim Firmenchef bereits genau so. Drei Monate später scheint man beim Giganten-Deal nicht wirklich viel weiter zu sein. Käme es tatsächlich zum Abschluss, wäre es der grösste Zukauf einer chinesischen Unternehmung im Ausland. Einen Plan B, falls der Deal platzt, gibt es laut dem CEO nicht. So oder so ist sich Fyrwald aber sicher: «Syngenta bleibt Syngenta.»
Brexit: Keine Angst
Neben dem starken Dollar, den tiefen Rohstoffpreisen sowie der angespannten wirtschaftlichen Lage ist die Syngenta auch vom Brexit betroffen. Der Agrarkonzern hat einige grosse Fertigungsstandorte in Grossbritannien stationiert, erzielt dort rund ein Prozent seines Gesamtumsatzes. Was der Ausstieg der Briten aus dem Gemeinschaftsmarkt für die Syngenta bedeuten wird, ist erst langfristig abzusehen.
Doch auch dieser Herausforderung sieht Fyrwald scheinbar gelassen entgegen. Man sei durch Absicherungsgeschäfte weitestgehend vor Währungsrisiken geschützt.