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Tagebuch aus Cancún

Die Sonne von Cancún

Bis zum Ende der Klimakonferenz schreibt an dieser Stelle jeden Tag ein Experte, was in Cancún vor sich geht. Heute Adrian Aeschlimann ist Leiter Sektion Medien im Bundesamt für Umwelt (Bafu).

Nach dem kalten, grauen und vorweihnachtlichen Kopenhagen Ende 2009 findet die diesjährige Weltklimakonferenz in der Karibikstadt Cancún statt. An der 16.UNO-Klimakonferenz wollen die Vertreterinnen und Vertreter aus über 190 Ländern einen Schritt weiterkommen auf dem Weg zur Lösung des Klimaproblems.

Die erste Konferenzwoche hat gezeigt, dass immer noch schier unüberbrückbare Differenzen bestehen zwischen den Industrieländern wie den USA, der EU oder der Schweiz, den Schwellenländern wie China, Brasilien oder Indien und den Entwicklungsländern in Afrika, Südamerika oder Asien.

Im wichtigsten Punkt sind sich immerhin alle einig: Die wissenschaftlich zweifelsfrei nachgewiesene Klimaerwärmung ist die Folge des seit der Industrialisierung rasant gestiegenen Erdöl-, Kohle- und Gasverbrauchs. Der Mensch mit seiner Lebensweise ist Ursache des Problems.

Einig sind sich die Parteien auch, dass der Ausstoss klima- schädigender Treibhausgase wie CO2stark vermindert werden muss und dass es Milliardenbeiträge brauchen wird, um das Klimaproblem zu lösen. Diese Erkenntnis wurde vor einem Jahr auch im Übereinkommen von Kopenhagen festgeschrieben. Hinter diesem
Papier stehen über 100 Staats- und Regierungschefs, unter ihnen auch US-Präsident Obama.

Trotzdem droht der internationalen Klimapolitik die Blockade. Die Interessen von Indus-trie-, Schwellen- und Entwicklungsländern gehen sehr weit auseinander. Die Schweiz mit ihrer kleinen, gut vernetzten Delegation arbeitet mit kreativen Lösungsansätzen und ihrem traditionell guten Zugang zur mexikanischen Konferenzleitung auf ein konkretes Verhandlungsresultat hin.

Zu Beginn der zweiten Konferenzwoche schwanken die Gefühle zwischen Optimismus und Pessimismus. Doch es gibt auch positive Signale. Heute soll in Cancún das Solarschiff «Planet Solar Turanor», welches unter Schweizer Flagge segelt, in Cancún anlegen. Das Schiff umrundet die Welt einzig mit der Kraft der Sonne. Es bleibt zu hoffen, dass ihre Kraft auch den Ausgang der Klimakonferenz positiv beeinflusst.