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Übersicht

Die schwersten Waldbrände in der Schweiz

Jährlich ereignen sich in der Schweiz über 100 Waldbrände. Doch nur in wenigen Fällen ist das Feuer derart verheerend wie nun im Oberwallis bei Bitsch und Ried-Mörel. Eine Übersicht über die schwersten Schweizer Waldbrände seit dem Zweiten Weltkrieg.
Über den Walliser Gemeinden Bitsch und Ried-Mörel lodert derzeit ein heftiger Waldbrand.
Bild: Jean-Christophe Bott / EPA

Langanhaltende Trockenphasen, die das Waldbrandrisiko erhöhen, sind in den letzten 30 Jahren häufiger geworden. Grund dafür ist gemäss der Wissenschaft der von Menschen verursachte Klimawandel. Für die Waldbrände der Schweiz ist gemäss Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL aber zu 90 Prozent der Mensch verantwortlich. Durch unvorsichtiges Handeln oder Brandstiftung.

Am häufigsten brennen Wälder in der Schweiz auf der Alpensüdseite, also im Tessin und in den südlich ausgerichteten Bündnertälern – typischerweise im Frühjahr. Zu dieser Zeit ist es dort am trockensten, es herrscht oft Föhn und die Laubbäume tragen noch keine Blätter, die den Boden vor den austrocknenden Sonnenstrahlen schützen. Etwas seltener – aber seit 2000 durchschnittlich doch 28 Mal pro Jahr – brennen Wälder in den zentralalpinen Tälern, besonders im Wallis.

Die aktuelle Waldbrand-Gefahrenlage in der Schweiz.
Bild: Screenshot: BAFU

2000 bis 2018 gab es in der Schweiz durchschnittlich 109 Waldbrände pro Jahr mit jeweils verbrannten Flächen von 168 Hektar. 2022 wurden dem Bundesamt für Umwelt BAFU 131 Waldbrände gemeldet, bei denen rund 325 Hektar Wald und Grasland unter Feuer standen.

Dem aktuellen Waldbrand in Bitsch und Ried-Mörel im Oberwallis sind bereits rund 140 Hektaren Wald zum Opfer gefallen. Noch ist der Brand aber nicht unter Kontrolle, die Löscharbeiten dürften noch Tage dauern. Schon jetzt gehört der Waldbrand aber zu den schwersten der Schweiz seit dem Zweiten Weltkrieg.

27. Dezember 2016

Waldbrände in den Südtälern Misox und Calanca vernichten rund 70 Hektaren Wald nahe der Dörfer Mesocco und Soazza. Insgesamt sieben Helikopter der Luftwaffe werfen zur Bekämpfung der Brände rund 800 Tonnen Wasser ab, bis zu 100 Einsatzkräfte werden aufgeboten.

Erst nach zweieinhalb Wochen sind die Flammen komplett unter Kontrolle. Als Brandursache gelten Jugendliche, die im Wald ein Feuer entfacht hatten, das dann aufgrund des Nordföhns ausser Kontrolle geriet und die dürre Bodenvegetation anzündete.

800 Tonnen Wasser werden über den Brandherden ausgeschüttet.
Bild: Gabriele Putzu /  Keystone/Ti-Press

26. April 2011

Von einem Carrosseriebetrieb in Visp VS aus springen Funken auf Bäume in der Umgebung. Sofort tragen die grosse Trockenheit und ein starker Wind die Flammen die Nordflanke des Berges hinauf. 380 Feuerwehrleute und 10 Helikopter stehen tagelang im Einsatz und kämpfen gegen das Inferno, das schliesslich besiegt werden kann. Rund 110 Hektaren des Schutzwaldes mit bis zu 400 Jahre alten Nadelbäumen werden zerstört.

Eine braune Bergflanke: das Resultat des Waldbrandes von Visp im Jahr 2011.
Bild: Alessandro Della Bella / Keystone

23. April 2007

Fast exakt zehn Jahre nach dem letzten grossen Waldbrand kämpfen in Ronco sopra Ascona TI die Feuerwehren erneut gegen ein grosses Feuer oberhalb des Lago Maggiore. Zwei Helikopter unterstützen die Löscharbeiten aus der Luft, trotzdem werden über 200 Hektaren Wald von den Flammen zerstört. Die Schadenssumme beläuft sich auf knapp eine Million Franken. Drei Zürcher Wanderer mussten vorsorglich per Helikopter aus dem Gebiet evakuiert werden.

Die Brissago-Inseln blieben logischerweise vom Brand verschont.
Bild: Samuel Golay / Ti-Press / Keystone

13. August 2003

Bei einem der grössten Waldbrände der Schweiz werden oberhalb von Leuk VS über 300 Hektaren Wald mit etwa 200’000 Bäumen – teilweise Schutzwald – vernichtet. Rund 300 Menschen müssen evakuiert werden. Feuerwehren, Armee und Zivilschutz bekämpfen die Brände, die noch nach Tagen unter der Bodenoberfläche schwelen. Es entsteht ein Sachschaden von rund 8 Millionen Franken.

2004 gesteht ein 32-jähriger Oberwalliser die Brandstiftung. Er wird zu einer psychiatrischen Therapie und zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Seit 1996 hatte er 36 Brände in der Region Leuk/Susten gelegt.

Im Hitzesommer 2003 brannte der Wald an vielen Stellen in der Schweiz, am heftigsten in Leuk VS.
Bild: Olivier Maire / Keystone

Sommer 2003

Im Hitzesommer 2003 kommt es ausserdem im südbündnerischen Calancatal GR, im Maggiatal TI, der Leventina TI, im Waadtländer Naturreservat «Les Grangettes», im Jura, im Mittelland und bei Einsiedeln SZ zu Waldbränden. Sie wurden teils durch Unachtsamkeit, teils durch Blitzschläge ausgelöst.

16. April 1997

Bei einem Waldbrand im Misox GR werden innerhalb von zwei Wochen rund 400 Hektaren Wald ein Raub der Flammen. Neben Feuerwehren stehen Armee-Einheiten mit Super-Puma-Helikoptern im Einsatz. Allein die Kosten der Luftunterstützung betrugen rund 3,5 Millionen Franken.

Ein Super-Puma der Armee bei der Wasserfassung.
Bild: Karl Mathis / Keystone

Frühling 1997

Oberhalb von Ronco sopra Ascona TI brennt eine grosse Fläche Wald ab. Die schützende Vegetationsdecke wird vernichtet, sodass dort im August bei einem starken Gewitter eine Schlammlawine losbricht und grosse Schäden verursacht. Nur durch Zufall gibt es keine Opfer. Auch andernorts brennt es: Allein im Tessin werden zwischen Januar und April 1500 Hektaren Wald vernichtet.

An der Promenade in Ascona nimmt das Leben fast seinen gewohnten Gang.
Bild: Keystone

April 1994

Rund 200 Hektaren des einzigartigen Pfynwalds zwischen Leuk und Salgesch im Wallis werden durch einen Brand zerstört.

5. Dezember 1985

Bei einer Schiessübung auf dem Waffenplatz St.Luzisteig geraten im Gebiet St.Luzisteig-Balzers (GR/FL) 110 Hektaren Wald in Brand. Starker Föhn, der die Temperaturen auf über 22 Grad ansteigen lässt, entfacht das Feuer stets neu. Besonders brenzlig wird die Situation in der Nacht: Kurz nach 3 Uhr früh dringt das Feuer bis 30 Meter an das Dorf Balzers vor. Über 500 Feuerwehrleute bringen den Brand aber unter Kontrolle.

Eine Schiessübung und der starke Föhn sind die Ursache für den Waldbrand in Balzers.
Bild: Arno Balzarini / Keystone

26. Juli 1983

Ein Waldbrand im Münstertal GR zerstört mehr als 50 Hektaren Gebirgswald und über 20’000 Bäume. Ein Blitz auf rund 2000 Metern über Meer oberhalb von Müstair reicht nach dreiwöchiger Trockenheit aus, um das Feuer zu entfachen. Die Asche setzt sich sogar auf den Autos im zehn Kilometer entfernten Mals im Vinschgau ab. Vier Helikopter und alle Feuerwehrleute des Tals sowie die Nachbarn aus dem Südtirol sind Tag und Nacht im Einsatz, um die Feuerwand zu stoppen.

5. Januar 1981

In der Walliser Simplonregion muss während drei Tagen ein grosser Waldbrand bekämpft werden, der zeitweise sogar die Ortschaft Gondo in Gefahr bringt. Starke Winde treiben die Flammen von der italienischen Seite in Richtung Dorf. Am Ende hilft auch der Regen bei der Löschung des Brandes. 200 Hektaren Wald sind da aber bereits zerstört. Feuerwerkskörper gelten als Brandursache.

1973

In der Südschweiz kommt es innerhalb eines Jahres zu insgesamt 180 Waldbränden – ein Jahrhundert-Rekord. 1600 Hektaren Wald werden zerstört. Einer der Brände im April oberhalb von Locarno forderte gar ein Todesopfer, ein 65-jähriger Mann wurde auf einem Spaziergang von den Flammen eingeholt.

20. August 1943

Mitten im Zweiten Weltkrieg werden bei einem verheerenden Waldbrand am Calanda bei Chur fast 500 Hektaren Wald vernichtet. Ausgelöst hatten das Feuer an den bewaldeten Hängen oberhalb von Felsberg Schiessübungen einer Rekrutenschule für schwere Infanteriewaffen. Erst nach drei Tagen intensiver Löscharbeiten konnte es gelöscht werden.