So sehen Freunde aus: Micheline Calmy-Rey und die ägyptische Präsidentschaftsgattin Suzanne Mubarak strahlen für die Fotografen um die Wette. Der Anlass: die Internationale Women-Defending-Peace-Konferenz in Genf, 2004. Ziel der Teilnehmer: Einen Aktionsplan erarbeiten, um den Frieden in ihrer Heimat und auf der Welt zu verteidigen. So schrieb es das Departement des Äusseren (EDA) damals. Suzanne Mubarak nahm als Gründerin ihrer eigenen Stiftung teil. Sieben Jahre später steht es um den Frieden in Mubaraks Heimat nicht mehr allzu gut. Kairo brennt. Und die Bilder der ägyptisch-schweizerischen Freundschaft wirken plötzlich leicht merkwürdig.
Zwei Bundesräte in zwei Jahren
Dochdas Tête-à-Tête von Calmy-Rey und Frau Mubarak war kein Einzelfall. Die Schweiz hat seit über hundert Jahren enge Beziehungen zum Land am Nil. Im Vordergrund stand seit je der Handel (siehe Kontext). 1909 eröffnete die Schweiz ihre erste Handelsvertretung im Land. Leiden mussten die Beziehungen nur einmal: Als 1997 beim Massaker von Luxor 36 Schweizer durch islamistische Terroristen ermordet wurden. Danach blieben kurzfristig die Schweizer Touristen aus. Zehn Jahre später reisten bereits wieder gegen 200000 Schweizer nach Ägypten. Auch politisch war wieder alles im Lot: In den Jahren 2008 und 2009 besuchten gleich zwei Bundes-räte das Land.
Den damaligen Bundespräsidenten Pascal Couchepin führte 2008 gleich der erste Besuch seiner Amtszeit zu Hosni Mubarak. Der Demokratisierungsprozess in Ägypten war nur am Rande ein Thema. Couchepin stellte anschliessend befriedigt fest, am Nil gelte «die Regel des Konsenses». Ein Jahr später reiste auch
Doris Leuthard nach Ägypten, um die «hervorragenden Beziehungen» zu pflegen. Mit Autokraten lässt sich gut geschäften. Oder wie es der Vorzeige-Ägypter Samih Sawiris in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» ausdrückte: «Garantiert ein Diktator die Einhaltung der Regeln, dann ist dies für die Wirtschaft das Effizienteste.»
«Im Souk demonstrieren Handwerker»
Doch nicht nur die Schweizer Politik hat Mühe mit der Distanz zu Mubaraks Ägypten. Auch die Mustermesse Basel mag sich nicht richtig distanzieren. Ägypten ist dieses Jahr Muba-Gastland. «‹ZBasel a mim Nil›»; «Ägypten (...) – hautnah, zum Anfassen»; «typisches ägyptisches Ambiente»; «Im Souk demonstrieren Handwerker (...)» – die Pressemitteilung vom 25. Januar liest sich wie Satire. Doch die Messeveranstalter halten an Ägypten fest. Chris Eichenberger, Messeleiter Muba, schreibt in seinem Blog: «Kunst, Kultur, das Meer, die Wüste und die Menschen sind zeitlos und trotzen der Geschichte und der Politik.»