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Sonntagspresse

Die Schweiz soll selbstständig Sanktionen beschliessen, Fitnessstudios leiden noch immer unter Corona und Fehldiagnosen in der Psychiatrie

Dass die Schweiz derzeit nur Sanktionen übernimmt, aber keine wirklich beschliesst wird jetzt aus Washington kritisiert. Die Fitnessstudios dagegen haben noch immer mit den Nachwehen von Corona zu kämpfen und Fehldiagnosen in der Psychiatrie aufgrund von Sprachproblemen sind kein Einzelfall - die News zur Sonntagspresse. 

Unternehmer und Menschenrechtsaktivist Bill Browder verlangt von der Schweiz, künftig selbstständig Sanktionen zu beschliessen. Derzeit übernimmt die Schweiz lediglich Sanktionen der Uno oder der EU, beschliesst aber keine eigenen Massnahmen. Ein unhaltbarer Zustand, findet Browder und erklärt gegenüber SonntagsBlick.

«Die Schweiz ist ein souveräner Staat, kein Ableger der EU oder der USA. Sie kann ihre eigenen Entscheide fällen.»

Der Ständerat, der am Montag darüber entscheidet, ob die Schweiz künftig selber Strafmassnahmen beschliessen kann, müsse dieser Reform zustimmen. «Die Schweiz sollte sich dem Rest der zivilisierten Welt angleichen, wenn es um das Geld von Diktatoren und Geldwäschern geht», sagt er im Gespräch mit SonntagsBlick. «Kein Parlamentarier wird auch nur eine Stimme verlieren, wenn er ein Gesetz unterstützt, das es erlaubt, Kleptokraten zu bestrafen und Menschenrechtsverletzungen zu ahnden.»

Soll die Schweiz weniger neutral sein? Der Krieg in der Ukraine stellt die Schweiz vor neue Anforderungen. 
Bild: Keystone

Browder kritisiert die Schweiz seit Jahren scharf. Namentlich im Umgang mit russischen Oligarchengeldern verlangt er eine Kurskorrektur. Sieht das Parlament davon ab, «wäre dies das Signal für die Russen, dass die Schweiz weiterhin ein sicherer Hafen für ihr dreckiges Geld ist». Dann würde die Schweiz zum Problem für die westliche Welt und die Bemühungen, Putin von seinen finanziellen Ressourcen abzuschneiden.

«Die Schweiz muss Partei ergreifen. Sagt sie, sie sei neutral, steht sie auf der Seite Putins.» Bereits im Frühling ging die sogenannte Helsinki Commission der US-Regierung hart mit dem Bund ins Gericht. Es dürfte nicht das letzte Mal gewesen sein.

Roger Wicker, Republikaner aus dem Bundesstaat Mississippi und Mitglied der Kommission, will nachlegen. «Senator Wicker ist auf dem Kriegspfad», sagt Browder. «Er beabsichtigt, mehr zu tun, um die Schweiz zur Verantwortung zu ziehen hinsichtlich Geldwäscherei und Russland.» Dies habe ihm Wicker vor kurzem angekündigt. «Setzt sie diese Politik der ‹Neutralität› fort, ist die Schweiz auf dem besten Weg zu einem neuen Nazigold-Skandal.»

Langzeitfolge von Corona: Schweizer bleiben Fitnessstudios fern

Für die Fitnessbranche unterdessen ist Corona noch nicht vorbei, wie eine Befragung des Schweizerischen Fitness- und Gesundheitscenter Verbandes (SFGV) zeigt. Gemäss der Umfrageergebnisse, die SonntagsBlick exklusiv vorliegen, sind fast alle Studios noch weit vom Normalzustand entfernt. Von 196 befragten Betrieben gaben gerade einmal drei an, wieder bei der gleichen Kundenanzahl zu sein wie vor Corona. Im Vergleich zum Herbst 2019 melden 72 Betriebe, also rund ein Drittel der Befragten, einen Rückgang von 21 bis 30 Prozent. 70 Betriebe, ein weiteres Drittel, begrüssen 31 bis 50 Prozent weniger Gäste als vor der Pandemie. Und jeder 20. Betrieb kommt nicht einmal auf die Hälfte der gewohnten Auslastung.

Auch nach dem Ende der Pandemie leiden die Fitnessstudios noch immer.
Bild: Keystone

SFGV-Präsident Claude Ammann sagt gegenüber SonntagsBlick: «Im Schnitt machen unsere Mitglieder im Herbst 2022 noch immer rund 30 Prozent weniger Umsatz als vor Corona. Das ist existenzgefährdend.» Was die Gründe dafür sind, kann niemand abschliessend sagen. Branchenvertreter vermuten, dass bei der älteren Generation nach wie vor ein gewisses Unbehagen besteht wegen der Pandemie. Die Jungen wiederum hätten zum Teil neue Outdoor-Aktivitäten für sich entdeckt.

Fehldiagnosen: Jeder zweite Psychiater spricht kein Schweizerdeutsch

Unter Corona litten auch viele Menschen unter Depressionen, Psychologen und Psychiater waren gefragt. Dass es bei der Behandlung von Menschen mit psychischen Problemen auch zu Fehldiagnose kommen kann - und zwar aufgrund von Sprachproblemen, zeigt jetzt ein Bericht der «NZZ am Sonntag»: So erging es einer Frau, die mit einer Depression in eine psychiatrische Klinik ging und wegen einer wahnhaften Störung medikamentös behandelt wurde. Später stellte sich heraus: Die behandelnde Psychiaterin, eine Tschechin, hatte die Frau mit dem Walliser Dialekt schlichtweg falsch verstanden.

Thomas Ihde, Präsident der Anlaufstelle Pro Mente Sana, hört immer mehr von solchen Fällen, wie er gegenüber der «NZZ am Sonntag» sagt. «Klagen über Sprachprobleme in der Psychiatrie kommen vermehrt vor», sagt er. Es komme zu Missverständnissen und Sprachbarrieren. Der Grund liegt in der Zunahme ausländischer Psychiater. Zwischen 2003 und 2021 hat sich ihr Anteil mehr als verdoppelt – von 23 auf 52 Prozent.

Während früher mehr als die Hälfte von ihnen aus Deutschland in die Schweiz kam, nimmt der Anteil aus anderen Ländern wie Ru­mänien oder Griechenland zu. Die ausländischen Ärzte sind aufgrund des Fachkräftemangels gefragt, bringen aber auch andere Arbeitsweisen mit.

Stromsparen: Lokführer wollen das Tempo im Gotthardtunnel reduzieren

Etwas anders machen wollen auch die Lokführer. Neben den Vorschlägen der SBB, wie sie im Falle einer Mangellage Strom sparen würden - in Büros weniger heizen, Beleuchtung reduzieren – kommen die Lokomotivführer jetzt mit einem etwas anderen Vorschlag, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Sie wollen die Höchstgeschwindigkeit in den Neat-Tunnels durch Gotthard, Ceneri und Lötschberg von 230 auf 160 Kilometer pro Stunde reduzieren. «Diese Fahrten benötigen eine riesige Menge an Energie», sagt Verbandspräsident Hubert Giger. Das hat auch damit zu tun, dass der Luftwiderstand im Tunnel grösser ist als draussen.

Mit einer Temporeduktion könnten bis zu 30 Prozent Energie eingespart werden, rechnet Giger. Die Fahrzeit würde sich bloss um vier Minuten verlängern. Die SBB relativieren die Idee. «Das Lokpersonal nutzt die möglichen Höchstgeschwindigkeiten in den Neat-Tunneln bereits heute nur im Verspätungsfall aus», sagt SBB-Sprecher Reto Schärli. Angaben, die sich schwer überprüfen lassen.