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Sonntagspresse

Die Rettung des Chopfab-Biers, Fall Vincenz wird neu aufgerollt und die häusliche Gewalt gegen Männer nimmt in der Schweiz zu

Die Kult-Brauerei Chopfab steht vor dem Konkurs, doch Rettung ist in Sicht. Der Fall um den ehemaligen Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz soll neu aufgerollt werden, weil das Verfahren den Zürcher Steuerzahler ein Vermögen kostet. Und in der Schweiz sind mittlerweile 30 Prozent der Opfer von häuslicher Gewalt Männer – die Sonntagspresse.

Die ersehnte Rettung der Winterthurer Brauerei Chopfab Boxer, die vor dem Konkurs steht , soll aus dem Appenzellerland kommen. Die Verhandlungen um die Kapitalspritze mit der Brauerei Locher sollen allerdings noch nicht abgeschlossen sein.

Das Kult-Bier soll als eigene Marke bestehen bleiben. 
Bild: Bild: Philipp Schmidli

«Die Tragweite der finanziellen Probleme bei Chopfab hat uns überrascht», sagt Aurèle Meyer, Chef der Brauerei Locher im Interview mit der «‹SonntagsZeitung›» . Laut Meyer sei die Brauerei bereit, die Firma gemeinsam mit anderen Aktionären zu sanieren unter Voraussetzung, dass erst einmal der Schuldenschnitt gelinge. Die Banken und andere Gläubiger müssten also auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten.

Die Marke Chopfab soll weiter existieren und nicht mit der Brauerei Locher Fusionieren. Aurèle Meyer ist sich sicher, dass die Marke Chopfab in ihrer Nische in der Schweiz weiterhin attraktiv bleiben würde.

436’879 Franken: Fall Vincenz kommt Zürcher Steuerzahler zu stehen

Pierin Vincenz, Ex-CEO Raiffeisen. 
Bild: Bild: Walter Bieri/Keystone

Gemäss dem «SonntagsBlick» muss der Wirtschaftsprozess gegen den ehemaligen Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz und weitere Beschuldigte komplett neu aufgerollt werden. Durch die Entscheidung des Zürcher Obergerichts gab es fast nur Verlierer, wie etwa die Steuerzahler des Kantons Zürich. Diese müssen für die Kosten aufkommen, welche durch die Extrarunde bei Staatsanwaltschaft und Gerichten verursacht wurden, wie auch für die Prozessentschädigungen der involvierten Parteien.

Wie die Berechnungen von «SonntagsBlick» zeigen, sind diese Kosten gewaltig. So soll das Obergericht den sieben Beschuldigten sowie den Privatklägerinnen Raiffeisen und Viseca für ihre Aufwände im Zusammenhang mit dem Berufungsverfahren 436'879 Franken zugesprochen haben. Die einzelnen Anwälte wurden unterschiedlich entschädigt.

Lorenz Erni, der Staranwalt von Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz machte für einen Aufwand von 92:05 Stunden geltend und erhielt dafür 34'698 Franken zugesprochen. Die zwei Anwälte von Andreas Etter dagegen, Mitgründer des KMU-Vehikels Investnet, der nur ein Mitbeschuldigter ist und sich gegen viel weniger Vorwürfe verteidigen muss als Vincenz, bekamen gar 75'390 Franken zugesprochen.

Das Gericht rechtfertigt dies damit, dass die Arbeiten der Anwälte zum Zeitpunkt der Rückweisung «unterschiedlich fortgeschritten» gewesen seien.

Immer mehr Männer Opfer von häuslicher Gewalt

Die häusliche Gewalt gegen Männer steigt. 
Bild: Bild: Trix Niederau

2009 verzeichnete der Bund, dass in der Schweiz rund 2300 Männer Opfer von häuslicher Gewalt waren. Heute sind es bereits 3400. Das heisst: In fast 30 Prozent der Fälle von häuslicher Gewalt in der Schweiz sind mittlerweile Männer die Opfer, schreibt die «NZZ am Sonntag» .

Dabei kann man nicht nur davon ausgehen, dass die Betroffenen nur psychische Gewalt erleben. So soll es im letzten Berichtsjahr 2022 im häuslichen Umfeld fast gleich viele versuchte Tötungsdelikte an Männern wie an Frauen gegeben haben. Es wurden 41 schwere Körperverletzungen an Männern und 79 an Frauen von der Polizei verzeichnet.

Zudem findet bei der häuslichen Gewalt im Alter eine Angleichung der Geschlechter statt. Bei den Meldungen, die bei der Unabhängigen Beschwerdestelle für das Alter eingingen, waren letztes Jahr davon 36 Prozent von Männern. Im Jahr zuvor sind es noch 24 Prozent gewesen. Der Berner Nationalrat und Sicherheitspolitiker Reto Nause fordert nun, dass die Behörden Präventionskurse sowie Beratungsangebote auch auf Täterinnen ausrichten.