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Präsidentschaftsnomination

Die «Hockey Mom» schärft ihr Profil in Israel

Die Visite von Sarah Palin beim israelischen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist Teil einer mehrtägigen Auslandreise, die in der amerikanischen Heimat grosse Aufmerksamkeit erregt.

Für Politbeobachter ist klar: Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu spielt im Vor-Wahlkampf um die republikanische Präsidentschaftsnomination eine wichtige Rolle. In den vergangenen Monaten gaben sich potenzielle Anwärter auf das Weisse Haus die Türklinke zur Residenz des rechtslastigen Regierungschef in die Hand: Mitt Romney, Haley Barbour, Mike Huckabee und Rudy Giuliani reisten dieses Jahr bereits durchs Heilige Land, wie Israel in republikanischen Kreisen gerne genannt wird, und wurden von Netanjahu zu einer Audienz empfangen. Gestern war die Reihe nun an Sarah Palin, die ebenfalls mit einer Kandidatur gegen Präsident Barack Obama im Herbst 2012 liebäugelt.

Nach einem Bummel durch die Altstadt Jerusalems wurde die Ex-Gouverneurin zusammen mit ihrem Mann Todd vom Ehepaar Netanjahu zum Abendessen empfangen. Bereits zuvor hatte Palin keine Zweifel dar-an gelassen, welche Seite sie im Nahost-Konflikt unterstützt. «Wieso bitten Sie ständig um Entschuldigung?», fragte sie ihre israelischen Reiseführer. Dazu trug sie eine Halskette mit dem Davidstern.

Fähig die Aussenpolitik zu gestalten

Die Visite von Sarah Palin ist Teil einer mehrtägigen Auslandreise, die in der amerikanischen Heimat grosse Aufmerksamkeit erregt. Denn solche Erkundungsmissionen in Übersee dienen erst in zweiter Linie der persönlichen Horizonterweiterung; wichtiger scheint die Botschaft, die reisende Politiker an die heimischen Wähler schicken. Und diese lautet: Ich wäre fähig, die Aussenpolitik der USA zu gestalten.

Palin, die im Jahr 2008 an der Seite des Republikaners John McCain um die Präsidentschaft kämpfte, wehrt sich schon lange gegen den Vorwurf, sie habe von der grossen Weltpolitik keine Ahnung. Auf dem ersten Stopp ihrer Reise, der indischen Hauptstadt Neu-Delhi, bemühte sich Palin deshalb, halbwegs intelligent klingende Kommentare zur US-Aussenpolitik abzugeben. So sprach sie sich kritisch über die hohen Rüstungsausgaben Chinas aus und setzte ein Fragezeichen hinter die Libyen-Politik von Präsident Obama. Sässe sie derzeit im Weissen Haus, dann hätte die Welt «weniger Wankelmütigkeit» gesehen, sagte sie dem indischen Publikum. Hinzu kamen einige volkstümliche Ausführungen über die linke Schlagseite der Medien, die wunderbare Landschaft Alaskas und einen Ausweg aus der energiepolitischen Sackgasse, in der Amerika derzeit steckt.

Hinter den Kulissen läuft schon lange ein Wettkampf

Palin scheint sich aber noch nicht entschieden zu haben, bei den Vorwahlen – die im Februar 2012 im Staat Iowa beginnen – zu kandidieren. «Es bleibt Zeit, dies zu entscheiden», sagte sie dazu in Neu-Delhi. Mögliche Gegner der gescheiterten Vizepräsidentschaftskandidatin sehen dies diametral anders: Hinter den Kulissen läuft schon lange ein Wettkampf um erfahrene Wahlkampfberater, die den Kandidaten mit Rat und Tat zur Seite stehen werden. Auch sammeln potenzielle Kandidaten wie Newt Gingrich und Tim Pawlenty bereits Geld für ihre Wahlkampfkassen. Diese Dollars werden sie auch benötigen. Denn bei den Demokraten steigt Präsident Obama unangefochten in den Wahlkampf.