Nun ist es schon einen Monat her seit dem geschichtsträchtigen Telefonat zwischen unserer Bundespräsidentin und dem amerikanischen Präsidenten. Doch bereits jetzt publizieren unsere Medien – angefeuert durch Spindoktoren beidseits des Atlantiks – die verschiedensten Versionen des Gesprächsverlaufs. Zweifelsohne ein Rekord in der Geschichte der Verschwörungstheorie. Zudem, weiss diese Zeitung, begutachte das Weisse Haus jeden Artikel zu diesem Thema. Womit den Schweizer Medien unfreiwillig ein Exportschlager gelang – und dies ohne 39 Prozent Zollabgabe.
Man vergisst gerne, dass die gleiche Karin Keller-Sutter vor ihrem Telefonat vielerorten als Trump-Versteherin gefeiert wurde. Hätte Trump seine Zölle nach ihrer Intervention gesenkt, wäre sie gefeiert worden wie General Guisan beim Rütlirapport. Bei einem Bückling hingegen hätte man sie – ohne sichtbaren Erfolg – sogleich mit Pilet-Golaz verglichen. Doch auch hier gilt der ABBA-Hit: «The winner takes it all, the loser’s standing small.»
So ist die öffentliche und auch veröffentlichte Meinung unstet wie eine Tesla-Aktie. Am besten zeigt dies der «Sonntags-Blick», der noch vor 14 Tagen äusserst verständnisvoll gegenüber der Bundespräsidentin war, sie aber bereits am darauffolgenden Sonntag unter Beschuss nahm. Konsequent blieben nur Roger Köppel und Markus Somm. Ersterer kritisierte sie schon immer, Zweiterer krönte sie vor dem berühmten Telefonat zum «Superstar». Wofür er sich bislang nicht Cassis-mässig entschuldigte.
