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Gaddafi-Clan

Der Reformer und seine missratenen Geschwister

Der zweitälteste Sohn Saif al-Islam spielt den Staatsmann, seine Brüder fielen durch Skandale auf: Die Kinder von Diktator Muammar Gaddafi.

«Libyen muss sich öffnen und demokratisch werden.» Mit solchen Sprüchen hatte sich Saif al-Islam, der zweitälteste Sohn von Muammar al-Gaddafi (68), lange Zeit als Reformer empfohlen. Nachdem ihn der Patriarch nun, auf dem Höhepunkt des Aufstandes, mit einer Brandrede vor die Kameras schickte, dürfte dieses Image ruiniert sein.

Der Vater hatte seinen gebildeten Sohn immer wieder in Krisen genutzt, um die Kastanien aus dem Feuer zu holen und auf dem internationalen Parkett das Bild eines sich wandelnden, modernen Staates zu nähren. Saif al-Islam, was so viel wie «Schwert des Islam» heisst, galt als das Gesicht des «neuen Libyens».

Sogar als Nachfolger gehandelt

Wegen seiner guten Manieren und Dialogfähigkeit wurde er sogar als Nachfolger des schrulligen Vaters gehandelt. Zumal der 38-jährige studierte Architekt und Ökonom immer wieder zeigen durfte, dass er Krisen mit Diplomatie zu meistern und auch auf den Westen zuzugehen weiss. Saif al-Islam studierte auch in Wien und spricht gut Deutsch. Immer wieder tat er sich als Vermittler hervor.

Zur diskreten Bewältigung schwieriger und halboffizieller Missionen diente ihm die Gaddafi-Stiftung. Über die Stiftung zahlte Gaddafi millionenschwere Entschädigungen an den Westen.

Partys mit nackten Frauen

Saifs sieben Geschwister, sechs Brüder und eine Schwester, gehören ebenfalls zu Gaddafis Machtsystem. Mehrere sind vor allem durch Exzesse und Skandale aufgefallen: «Gaddafis Söhne geben Millionen von Dollar aus für Partys mit nackten Frauen, während sie Alkohol trinken, und unser Volk lebt in Angst», untertitelten Regimegegner ein Youtube-Video über den Gaddafi-Clan.

Gaddafis Familie in der Übersicht:

Der älteste Gaddafi-Spross Mohamed ist Chef des Nationalen Olympischen Komitees und kontrolliert Libyens Telekommunikationsbranche. (nicht in der Bildergalerie)

Der zweite ist Saif al-Islam.

Der drittälteste al-Saadi fiel vor allem als Fussball-Profispieler und Filmproduzent auf.

Der vierte, Mutasim Billah, steuert als Chef des nationalen Sicherheitsrates die blutige Niederschlagung des Aufstandes. Er sorgte für Schlagzeilen, als er öffentlich sagte, er würde Sängerin Beyoncé 1,2 Millionen Dollar für eine Nacht zahlen.

Der fünfte ist Hannibal, der 2008 die Krise zwischen Libyen und der Schweiz provozierte.

Der sechste ist Khamis, Chef jener Elite-Militärtruppen, zu denen auch Söldner gehören sollen, die mit äusserster Brutalität gegen die Aufständischen vorgehen. (nicht in der Bildergalerie)

Der siebte ist Saif al-Arab, der in München studierte und gegen den in Deutschland wegen Waffenschmuggels ermittelt worden war. (nicht in der Bildergalerie)

Die Tochter Aischa ist Anwältin und machte vor allem dadurch Schlagzeilen, dass sie eine der Strafverteidigerinnen des irakischen Diktators Saddam Hussein war.