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Medien

Der Letzte seiner Art: Nachruf auf Walter Scheibli

Walter Scheibli, der berühmteste Zürcher Sportreporter, mit 91 Jahren gestorben. Er war das, was heute im Journalismus verpönt ist: Er war einfach eine positive Erscheinung.
Sportreporterlegende Walter Scheibli nimmt 2012 an seinem 80. Geburtstag im Hallenstadion die Ovationen des Publikums entgegen.
Bild: Bild: Walter Bieri/Keystone

Diese Woche starb Walter Scheibli, der berühmteste Zürcher Sportreporter, mit 91 Jahren. Die Anteilnahme in den sozialen Medien war enorm, es schien, als stoppte die Zeit für einen winzigen Moment. Die Kürzestdaten sind bekannt: Bäckerlehre, Filialleiter beim Konsumverein, von DRS abgelehnt, dafür von Roger Schawinski Anfang der Achtzigerjahre für seinen Piratensender Radio 24 entdeckt und engagiert: Scheibli wurde dadurch nicht nur zur Stimme des Zürcher Schlittschuhclubs ZSC, sondern auch zu einem der ersten Stars der Schweizer Privatradios.

Sein gelber Pullover und sein Sprachfehler mutierten zum Markenzeichen, das Hallenstadion, damals die Heimat des ZSC, skandierte seinen Namen. Dies war sonst nur Madonna, Bruce Springsteen, Gölä – oder manchmal Patricia Boser, die mitkommentierte – vorbehalten.

Walter Scheibli ist wie die Erinnerung an eine andere Zeit. Als es noch Medienhelden gab. Es war eine Zeit, als Radio noch nicht aus der Retorte stammte. Walter Scheibli hat auch nie investigativ gearbeitet, machte keine Journalistenausbildung, und wegen seiner Reportagen musste kein Trainer oder Clubpräsident den Hut nehmen.

Mehr noch: Er war das, was heute im Journalismus verpönt ist, er war einfach eine positive Erscheinung. Er war der Köbi Kuhn des Radios. Gäbe es mehr Walter Scheiblis, ginge es der Branche möglicherweise besser.

Immer im gelben Pulli: Der Sportreporter der Fans.
Bild: Bild: Andreas Haas/Imago